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Spaniens Himmel

■ Honecker bei Juan und Sophie

Ach, Hans Beimler, Kamerad, hättest Du das sehen können, wie Dein Genosse Erich sich im Pardo Palast räkelte, in den Sitzen von Francos Rolls-Royce versank, wie er mit dem König dinierte, wie er artig die Königin umschwänzelte. Von republikanischem Bewußtsein ist nichts mehr zu merken, die ehemals verhaßten Monarchen werden nun hofiert, und von den alten Freiheitskämpfen gegen den Faschismus und die Generäle will auch niemand mehr was wissen. Die ollen Spanienkämpfer, der Mielke, der Hager und der Neumann, mußten sowieso zu Hause bleiben. Übrigens, unter Spaniens Himmel greift niemand mehr nach diesen Sternen. Heute hat niemand mehr was für diejenigen übrig, die damals, und das weißt auch Du ja ganz genau, im Namen Stalins den Anarchisten, den Linkskommunisten und den anderen Linken an die Gurgel gingen.

Nee, Hans, heute geht es nur noch ums Geschäft. Und das läßt sich auch noch schwer an. Denn was soll die DDR den Spaniern auch verkaufen, was die nicht schon hätten? Eine Anlage zur Braunkohlevergasung Marke DDR etwa? Da wär's dann mit Spaniens blauem Himmel endgültig aus. Und Touristen will Erich auch nicht schicken, weil es mit den Devisen nicht so klappt. Die Strände einsamer, ausbruchssicherer spanischer Inseln müssen leider weiter auf sonnenhungrige DDRler warten. Ob es wenigstens zu einem einsamen, abgeschirmten Ferienhaus für die Funktionäre reicht? Dort könntest Du als guter Geist erscheinen. Das wäre der rechte Ort, um den Mielkes und den Hagers einen schönen Lebensabend zu bereiten. In Spaniens Erde ...

Theo Rüppeli jr.

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