Spanien schlägt Italien: Duell der Elfmeterkiller
Gegen passive Italiener gelang es den beweglichen und spielerisch überlegenen Spaniern nicht, das erlösende Tor zu erzielen. Im Elmeterschießen hielten beide Keeper, doch Casillas einen mehr.
Spanien brauchte ein Elfmeterschießen, um am Ende doch noch den Italien-Fluch besiegen zu können: Erstmals seit 88 Jahren blieb die "Seleccion" in einem Pflichtspiel siegreich über den Weltmeister und zog damit als letzte Mannschaft ins Halbfinale der Fußball-EM ein. Dort werden die Spanier am Donnerstag auf Russland treffen.
Spanien war am Sonntagabend im letzten Viertelfinale das klar bessere Team. In der regulären Spielzeit hatten die Italiener gerade mal zwei, drei Chancen, spielten völlig passiv. Sicher fehlte Kreativkraft Andrea Pirlo, der wegen einer Gelbsperre nicht auflaufen durfte. Vor allem aber wurde schnell deutlich, dass die Italiener auf keinen Fall ein Risiko eingehen wollten.
Die Spanien taten zwar viel mehr, jedoch ohne Erfolg. Dazu kam, dass Schiedsrichter Herbert Fandel den Spaniern schon in der ersten Hälfte zwei Pfiffe verwehrte: Zunächst überging er ein Foul im italienischen Strafraum, später übersah er ein Foul direkt am Strafraumrand. Ein Tor in der ersten Hälfte, hätte die Partie im Wiener Ernst-Happel-Stadion erheblich interessanter machen können.
Auch in der zweiten Hälfte hatten die Spanier viele gute Chancen, drangen immer wieder in den italienischen Strafraum ein. Die beste Chance ergab sich aber aus einem Weitschuss in der 81. Minute von Senna, den Keeper Buffon nicht richtig festhalten kann - doch zu seinem Glück rutscht der Ball nur an den Pfosten.
In der Nachspielzeit begannen die Spanier langsam zu verzweifeln, weil die Italiener eine Chance nach der nächsten zunichte machten - und nun auch selber zu ein paar Möglichkeiten kamen. Doch unterm Strich taten die Spanier immer noch viel mehr für die Offensive - vielleicht auch, weil sie das Elfmeterschießen mehr fürchteten als die Italiener.
Das Elferschießen war vor allem ein Duell der beiden Keeper Buffon und Casillas, die beide den Ruf haben, Elfmeterkiller zu sein.
Ergebnis: 4:2 i.E. (0:0)
Spanien: Casillas - Sergio Ramos, Puyol, Marchena, Capdevila - Iniesta (59. Santi Cazorla), Marcos Senna, Xavi (60. Fàbregas), David Silva - Villa, Torres (85. Daniel Güiza)
Italien: Buffon - Zambrotta, Panucci, Chiellini, Grosso - Aquilani (108. Del Piero), De Rossi, Ambrosini - Perrotta (58. Camoranesi) - Toni, Cassano (75. Di Natale)
Schiedsrichter: Herbert Fandel
Zuschauer: 51.178
Elfmeterschießen: 1:0 Villa, 1:1 Grosso, 2:1 Cazorla, De Rossi gehalten, 3:1 Marcos Senna, 3:2 Camoranesi, Guiza gehalten, Di Natale gehalten, 4:2 Fàbregas
Gelbe Karten: Santi Cazorla, Villa, Iniesta / Ambrosini
Beste Spieler: Puyol, Marcos Senna / Chiellini, De Rossi
Den ersten Elfmeter verwandelt Villa gegen Buffon. Grosso trifft ebenfalls den ersten Ball gegen Spaniens Keeper Casillas, der aber noch mit den Fingerspitzen dran ist. Ein erster Hinweis darauf, wer heute besser halten sollte. Daraufhin verwandelt Carzorla sicher gegen Buffon.
Nun schlägt Spaniens Keeper zum ersten Mal zu: Er hält gegen De Rossi. Der nächste Spanier, Senna, trifft, aber auch Italiens Camoranesi: 3:2.
Und nun hält Buffon den ersten Elfer - und zwar den von Guiza. Alles ist wieder offen. Doch Casillas pariert gleich im Anschluss den nächsten italienischen Elfer von Di Natale.
Nun hat es Fabregas auf dem Fuß: Und verwandelt sicher.
Mit 4:2 siegen die Spanier und stehen nun glücklich im Halbfinale - zum ersten Mal seit 24 Jahren. Die italienische Passivität wurde am Schluss doch noch bestraft. Fußball kann so gerecht sein.
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