Schulformdebatte : Sozis in der Zwickmühle
Kaum hat das Schuljahr begonnen, müssen sich Eltern und Kinder der 4. Klassen auf eine fiese Prozedur einstellen: Es wird sortiert. Die Schüler haben gerade eben lesen und schreiben gelernt, nun heißt es: die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen. Um diesen brutalen Akt der zu frühen Aufteilung nach Schulformen geht es bei dem Streit, der die SPD entzweit.
Kommentarvon KAIJA KUTTER
Hamburgs Sozialdemokraten sind in einer Zwickmühle: Weite Teile der Basis würden gerne den mutigen Schritt hin zu einem Modell wie in Finnland oder Schweden wagen. Dort machen 75 oder gar 90 Prozent eines Jahrgangs Abitur und studieren auch noch erfolgreich. Zuvor lernen dort bis zum Ende der 9. Klasse alle Schüler gemeinsam, ohne dass die einen durch die anderen dümmer würden.
Das aber ist die Angst der Gymnasial-Klientel. Wer eine Schule für alle will, muss erkennen, dass das bisherige System auch Gewinner kennt – und deren Abstiegssorgen ernst nehmen. Es ist eine anspruchsvolle Diskussion, die nicht ohne Grund den Grünen und ihren Wählern leichter fällt.
Zu sagen, dass alle aufs Gymnasium dürfen, ist ein schlauer Ansatz. Wer für das Säulen-Modell der CDU stimmt, ist für die Selektion nach der Grundschule. Um der Kinder willen könnte es sich lohnen, eine Wahlniederlage zu riskieren.