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Soziologe Ullrich zu Protesten am 1. Mai„Nationaler Furor“

Die 1.-Mai-Demo in Berlin war geprägt von Pro-Palästina-Slogans. Peter Ullrich spricht über die Empörung der Bewegung, Antisemitismus und Repression.

Pro-palästinensische Demonstranten beim Revolutionären 1. Mai in Berlin Foto: Sebastian Gollnow
Erik Peter
Interview von Erik Peter

taz: Herr Ullrich, die Revolutionäre 1. Mai-Demo in Berlin war quasi eine reine Palästina-Demo. Andere Themen fanden nur am Rande statt. Hat Sie das überrascht?

Peter Ullrich: Da deutete schon im Vorfeld vieles darauf hin. Das Thema wurde bewusst ins Zentrum der Demo gestellt. Und für linke Bewegungen ist es eh ein Zentralkonflikt, der immer wiederkommt. Erst recht bei so einer dramatischen Zuspitzung in Nahost.

Vereinzelt waren auf der Demo verbotene Slogans wie „From the river to the sea“ zu hören. Ein Eingreifen der Polizei mit anschließender Eskalation stand kurz bevor. Woher kommt dieser Hang, trotzdem diese Dinge zu rufen?

Zunächst einmal, weil man es schlicht so meint. Dann geht es sicherlich auch um Selbstbehauptung gegen die Massivität, mit der gegen die propalästinensische Bewegung vorgegangen wird. Denken Sie an das Verbot aller Proteste in den ersten Wochen nach dem 7. Oktober mit der mindestens impliziten rassistischen Unterstellung, es handele sich sämtlich um Pro-Hamas-Demos. Oder an die völlig unverhältnismäßige Schärfe, mit der gegen den Palästina-Kongress vorgegangen wurde. Auf diesen Druck reagiert man mit einem gewissen Trotz und dem Versuch, Stärke zu zeigen, indem man sich nicht dem Staatsräsondiskurs fügt. Andererseits kann man eine verstörende ex­treme Wut und eine Dauerempörung, die fast religiös anmutet, beobachten, was sich insbesondere bei den nicht persönlich Betroffenen nicht allein aus dem Konflikt selbst erklären lässt.

Bild: RLS
Im Interview: Peter Ullrich

47, beschäftigt sich an der Technischen Universität Berlin mit sozialen Bewegungen und Konflikten. Er ist Fellow am Zentrum für Antisemitismusforschung und Mitherausgeber von „Was ist Antisemitismus? Begriffe und Definitionen von Judenfeindschaft“ (Göttingen: Wallstein, 2024).

Woher kommt das dann?

Man sieht einerseits den Einfluss aktueller antirassistischer Diskurse und bestimmter Formen der „Identitätspolitik“. Die radikalisiert die Sprechortlogik: Nur Betroffene haben das Recht, sich zu bestimmten Themen zu äußern. Auch eine holzschnittartige Anwendung postkolonialer Diskurse auf Israel spielt eine Rolle. Die kolonialen Anteile an der Entstehung Israels werden betont, die befreiungsnationalistischen hingegen ignoriert. Das Denken ist sehr antagonistisch, für Uneindeutigkeiten ist kein Platz. Das andere ist, dass man sich gesamtgesellschaftlich in der Defensive fühlt. All das fördert die Gefahr, in Partikularismus zu verfallen.

Eine Überidentifizierung mit der palästinensischen Sache?

Es wird sich eben oft nicht nur in universalistischer Hinsicht für die Befreiung von Menschen von Besatzung engagiert, sondern man wird quasi Partei in einem nationalistischen Konflikt zwischen Zionismus und der palästinensischen Nationalbewegung. Der Nationalismus des eigentlichen Konflikts hinterlässt seine Spuren im Nahostkonflikt der Solidaritätsbewegungen. Man verfestigt hier Antagonismen, anstatt eine dritte Position einzunehmen, die es für eine Friedenspolitik bräuchte. Dieser Maximalismus trägt dazu bei, dass die Bewegung extrem unem­pfänglich auch für solidarische Kritik ist und die Reflexion scheut.

Woran machen Sie das fest?

Ein Beispiel: Ich war als Gast beim Geburtstag der Jüdischen Stimme für gerechten Frieden in Nahost im vergangenen November im Oyoun in Neukölln, mit netten Menschen und guter Musik. Und doch habe mich dort ziemlich alleine gefühlt, trotz aller Gemeinsamkeiten, zum Beispiel im Hinblick auf die Besatzungskritik. Irritiert hat mich, dass nicht zu spüren war, dass kurz vorher der 7. Oktober war. Das Schweigen zu diesem abscheulichen Terror war wirklich ohrenbetäubend. Es gab aber auch keinen Antisemitismus oder Hamas-Verherrlichung. Diese Veranstaltung hätte genauso zehn Jahre vorher stattfinden können. Dieses Gefühl haben auch jüdische Linke artikuliert, die sich zwar als Teil der Palästina-Solidaritätsbewegung verstehen, aber keine Empathie für ihre Traumata und Verluste nach dem Hamas-Angriff erfahren haben.

Dem Oyoun wurden anschließend die Gelder gestrichen

Das kritisiere ich auch. Was ich als Ambivalenz empfunden habe, wurde in der öffentlichen Debatte vereindeutigt, als wäre das Oyoun ein antisemitisches Zentrum und nicht ein wichtiger Ort für queere und antirassistische Arbeit

Sie halten die Kritik an der Bewegung für unfair?

Die Palästina-Aktivist*innen werden mitunter als Nazi-Wiedergänger gedeutet. Da heißt es, die stehen vor jüdischen Läden wie die Nazis 1938. Diese Art An­ti­se­mi­tis­mus­kri­ti­ke­r*in­nen meint das durchaus ernst. Sie sind subjektiv der Ansicht, gegen die BDS-Bewegung zu kämpfen, sei antifaschistisch und dann sind quasi auch alle Mittel zulässig. Da findet eine Vereindeutigung statt, die sich spiegelbildlich in der Borniertheit von Teilen der Palästina-Bewegung zeigt.

Worin besteht diese?

Wenn ich etwa Vorträge über Antisemitismus halte – und ich rede nicht von legitimer Kritik an Israel, auch radikaler –, gelingt es oft Leuten einfach nicht, das kognitiv zu trennen. Die sagen dann: „Aber es ist doch so schlimm in Gaza.“ Ja, es ist sogar extrem schlimm – aber das war nicht Gegenstand des Vortrags. Das ganze Themenfeld ist hochgradig antagonistisch und undiskursiv strukturiert. Es gibt nur noch wenige, die versuchen, mit unterschiedlichen Leuten zu reden, unterschiedliche Stimmen zusammenzubringen. Widersprüche werden nicht ausgehalten.

Steht sich die Bewegung selbst im Weg, ihr Hauptanliegen, das Leid in Gaza, besser zu vermitteln?

Teilweise muss man das so sagen. In den USA gab es bei den Uni-Protesten Slogans wie: „Hamas, we love your rockets, too“. Das beschreibt beileibe nicht die ganze Bewegung, aber dass so was dort einen Resonanzraum hat, ist ein Problem. Ein anderes Beispiel: Aus der BDS-Bewegung wurde vor Kurzem die israelische Bewegung „Standing Together“ als neues Boykottziel ausgerufen. Dabei ist diese in Israel derzeit die entschlossenste Stimme gegen den Krieg. Jetzt aber wird sie zum Exponenten einer drohenden „Normalisierung“ des Kontakts mit dem „Feind“. Diese Logik ist nicht progressiv und schwächt das Friedenslager.

Sie kritisieren, dass die Strategie nicht mehr reflektiert wird.

Es ist zu fragen, ob BDS oder die maximalistischen Slogans überhaupt etwas für die Pa­läs­ti­nen­se­r*in­ne leisten. Man könnte hinterfragen, ob alles, worauf man beharren kann, auch tatsächlich klug ist und wen man verprellt. Ich finde, man darf das Mittel des Boykotts als Mittel gegen Besatzung propagieren ohne sich gleich Antisemitismusvorwürfe anhören zu müssen. Aber dass das für Jüdinnen und Juden hierzulande auch historische Erinnerungen an den Judenboykott der Nazis weckt, könnte man mit einem Mindestmaß an Empathie nachvollziehen. Genauso ist es mit „From te river to the sea“. Das ist ein hochgradig offener Slogan. Der kann als Forderung nach einem demokratischen Gemeinwesen für alle seine Be­woh­ne­r:in­nen gelesen werden. Oder aber in Hamas-Diktion als jene nach einem rein palästinensisch-islamischen Staat. Ich würde mir mehr Klarheit wünschen.

Wie ist es mit dem Beharren auf einer Begrifflichkeit wie „Apartheid“?

Der Begriff hat vor allem den historischen Kontext Südafrika. Es ist mittlerweile aber auch ein Rechtsbegriff, der zwar aus dieser Erfahrung schöpft, aber eine eigene Bestimmung gefunden hat. Man müsste eigentlich eine Diskussion über die verschiedenen historischen, politischen, rechtlichen und moralischen Implikationen des Begriffs führen, statt nur Eindeutigkeiten zu postulieren. So ruft die eine Seite „eindeutig Apartheid“, die andere findet auch nur die Diskussion darüber unerträglich und vermutet eine antisemitische Täter-Opfer-Umkehr.

Sprechen diese Slogans der Bewegung für eine insgesamt eher unterkomplexe Behandlung des Nahostkonflikts?

Es gib NGOs, die regelmäßiges Monitoring machen oder komplexe Analysen schreiben, wissenschaftliche Be­ob­ach­te­r:in­nen der Debatte, die sich politisch engagieren. Aber in den Solidaritätsgruppen auf den Straßen gibt es oft ein martialisches Auftreten, samt der Gefahr, den Nationalismus der eigenen Seite im Konflikt zu übernehmen. Dabei war man da eigentlich schon weiter. In den 1970/80er Jahren hatten Linke große Hoffnungen in Befreiungsnationalismen als Akteure revolutionären Fortschritts gesetzt. Wir wissen, dass diese Hoffnung so nicht gerechtfertigt war. Geschichte wiederholt sich.

Wie ginge es besser?

Es müsste darum gehen, den Universalismus wieder hochzuhalten. In so einem komplexen Konflikt kann man sich nicht so einfach auf eine Seite stellen. Man kann trotzdem Position ergreifen, aber in konkreten Fragen: gegen den Krieg, gegen die Besatzung, gegen die Siedlergewalt, aber auch gegen die korrupte Palästinensische Autonomiebehörde und die ex­trem reaktionäre und terroristische Hamas. Aber in der Frage des Lebensrechts der Menschen in Israel und Palästina muss man auf der Seite der allgemeinen Menschenrechte stehen. Daran zu erinnern, ist wichtig, weil das in dem nationalen Furor einiger in der Bewegung unterzugehen droht.

Welche Rolle spielt Antisemitismus für diese Rigorosität?

Ich halte das für einen Faktor, der nur einen kleinen Teil klärt. Der zen­trale Motor für eine sehr holzschnittartige Kritik ist die radikale Identifikation mit einer Konfliktseite. Genuin antisemitische Muster spielen eine Rolle, gehören etwa zur Programmatik der Hamas, aber das reicht nicht, um die Wut zu erklären. Nochmal zur Parole „From te river to the sea“: Sie wird als antisemitisch ausgelegt, weil sie den Anspruch auf das gesamte Land erhebt. Schaut man nach Israel, findet man aber auch überall Landkarten, in denen nichtisraelische Territorien Israel zugeschlagen werden. Man sieht: Das sind universelle Muster in gewalttätigen Konflikten, wo auf beiden Seiten maximalistische Positionen vertreten und die Ansprüche des Konfliktgegners negiert werden.

Der Antisemitismusvorwurf kommt zu schnell?

Es wird mit teils sehr schlichten Definitionen operiert, wie dem 3D-Test für Antisemitismus, der die Kriterien Dämonisierung, Delegitimierung und doppelte Standards postuliert. Doch das sind alles Muster, die in eskalierten Konflikten zu beobachten sind. Das ist nichts spezifisch Antisemitisches. Richtig ist dagegen: In der Logik des Konflikts erhöht sich die Neigung zur Übernahme antisemitischer Deutungen als Munitionierung der eigenen Position. Damit ist der Nahostkonflikt natürlich nicht die Ursache für Antisemitismus, aber befeuert ihn.

Die Szene hat es oft nicht vollbracht, sich von eindeutig grenzüberschreitenden Stellungnahmen nach der Hamas-Attacke zu distanzieren. Warum?

Viele Leute formulieren solche Kritik wahrscheinlich nicht, weil sie glauben, dass das die eigene Seite schwächt. Es gibt außerdem eine Renaissance autoritär-linker Gruppen, die in ihrem simplen Antiimperialismus auch im Hamas-Terror revolutionäre Impulse schlummern sehen. Dabei bräuchte es die Kritik, um sich nicht einzumauern und sich vor Selbstverblödung zu schützen. Eine Schutzmechanismus ist die Einbindung in andere politische Diskurse und Themen. Wo nur Palästina-Solidaritätsarbeit gemacht wird, versteigt man sich eine eigene politische Welt, die ausschließlich von diesem Thema strukturiert wird.

Der Staat agiert derzeit sehr unnachgiebig gegen die propalästinensische Bewegung. Wie bewerten Sie das?

Es ist unglaublich, wie etwa der Palästina-Kongress plattgemacht wurde mit Einreise- und Betätigungsverboten unter hanebüchenen Voraussetzungen, die den Or­ga­ni­sa­to­r:in­nen nicht einmal die Chance gelassen haben, sich „korrekt“ zu verhalten. Da kommt ein staatspolizeiliches Ideal zu tragen, unter dessen Banner Staatsräson durchgedrückt wird, ähnlich wie bei den Police Riots zum G20-Gipfel in Hamburg. Gedeckt von der nachvollziehbaren moralischen Empörung und der Politik werden hier Grundrechte ausgehebelt. Das sind hochautoritäre Tendenzen, die am Ende auch andere Ak­teu­r:in­nen treffen werden.

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47 Kommentare

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  • Insgesamt ein guter, differenzierter Artikel. Ist ja eine Seltenheit bei dem Thema.

  • Israel hat seinen Platz 1. in Punkto Pressefreiheit an Katar verloren in der Rangliste der Pressefreiheit von "Reporter ohne Grenzen"

    "In den Palästinensischen Gebieten (157) sterben derzeit weltweit die meisten Journalistinnen und Reporter. Im massiven Krieg der israelischen Streitkräfte (IDF) gegen die Hamas im Gazastreifen wurden bisher mehr als 100 Medienschaffende getötet, darunter mindestens 22 bei der Ausübung ihrer Arbeit. Seit Beginn des Krieges versucht Israel (101), die Berichterstattung aus Gaza zu unterdrücken. Im Westjordanland haben die israelischen Behörden seit dem 7. Oktober über 30 Medienschaffende inhaftieren lassen. Damit hat Israel seine Position als Nummer eins in der Region an Katar (84) verloren, die Situation der Pressefreiheit gilt mittlerweile als „schwierig“. Zudem starben im Libanon (140) zwei Reporter und eine Reporterin bei mutmaßlich gezielten Luftangriffen der IDF." ( www.reporter-ohne-...te-2024-ueberblick )

  • Im taz-Artikel heute von Marie Frank 'gekapert und fremdbestimmt' wird ja schon deutlich, dass sich 'die Linke Szene' , so zersplittert wie sie sich derzeit darstellt, gerade nicht (mehr) um wichtige Existenzprobleme wie Wohnen, Tariflöhne und Zusammenhalt kümmert. Dabei werden die Probleme doch durch die Existenzsicherung sei es beim Überleben in der Klimakatastrophe als auch um die ökonomische Lage bestimmt: Wenn Firmen aufgeben oder abwandern, weil andernorts geringere Lohnkosten und -in der Automatisierungsphase zusammen mit IT viel wichtiger- die Energiekosten viel niedriger ausfallen, gibt es hierzulande viel weniger zu verteilen. Und dabei trifft es sowohl die Ärmsten als auch ein Gemeinwesen, dessen Sozialbudgets immer kleiner werden. Wenn eine vereinte 'Linke' da wegschaut und keine Alternativen, z.B. einer Gemeinwohlwirtschaft aufzeigt, dürfen wir uns nicht wundern, wenn die Rechten Schwurbler scheinbar glaubwürger dastehen. Blinde Politik macht sich mitschuldig, wenn die AfD -besonders im Osten, wo nach der Wende für Kapitalisten Goldgräberstimmung ausbrach, weiter dazu gewinnt, selbst wenn es 'nur' eine Protestwahl wäre. Habeck und Kretschmann waren nie Linke!. Der erste Mai gehört eigentlich den Menschen, die mit ihrer Arbeit den (Reichen) Wohlstand bescheren....

  • Also der Slogan "From the river to the sea" kann offen gelesen werden und als werben für eine freie, demokratische Gesellschaft? Wie wäre es dann mit "Deutsche wehrt euch, kauft nicht bei Juden", vor einem koscheren Fleischer? Vielleicht wollen die "Aktivisten" nur für eine vegan Lebensweise und gegen die Macht der Fleisch-Lobby demonstrieren?

  • Auf beiden Seiten zuviel Fanatiker: Hamas und Netanjahu. Sind beide bekloppt.

    • @Jodo69:

      Netanjahu ist kein Fanatiker, er ist ein pragmatischer Krimineller, dessen wichtigstes Anliegen die Strafvereitelung bei seinen Korruptionsdelikten ist.

  • Was ich nicht verstehe, ist, wie Herr Ullrich zu dem Schluß kommt, die pauschale Zuordnung aller Pro-Palästina-Demonstrationen als "pro-Hams" sei "implizit rassistisch". Aber eventuell fehlen mir die Kenntnisse der in der Diskussion üblichen Definitionen.

    Was mich ebenfalls irritiert: Im ganzen Interview kommt die Rolle des Islam als verbindendes Element überhaupt nicht vor. Dabei sollte doch spätestens seit den Demos gegen die Mohammed-Karikaturen klar sein, daß sich viele Muslime auch als Teil einer weltumspannenden Glaubensgemeinschaft sehen, die sich auch weltumspannend "beleidigt" fühlt.

    Diese Empfindlichkeit zusammen mit dem nicht zu unserem "westlichen" Vorstellungen passenden Definition von "Ehre", könnte auch eine Erklärung für die Radikalität der Demonstrierenden sein.



    Und die Neigung, sich lieber als "Opfer" zu sehen, anstatt nach Fehlern im eigenen Verhalten oder in der eigenen "Community" zu suchen.

    • @ PeWi:

      Ich möchte Ihnen unbedingt zustimmen; insbesondere die ständig wiederholte und propagierte Opferhaltung großer Teile der muslimischen Community empfinde ich als zunehmend störend und unangebracht. Ja, es gibt sicher eine wachsende Skepsis gegen über dem Islam in der Gesellschaft und diese Skepsis hat auch ihre Gründe. Es sind jüdische Mitbürger die sich in Teilen dieser Stadt nicht frei als solche erkenntlich bewegen können ohne ihre körperliche Unversehrtheit zu riskieren. Aber die Vertreter der muslimischen Gemeinden betonen nach solchen Vorfällen stets als erstes man müsse doch bitte gegen Islamophobie vorgehen. Es wird von der Community gerne behauptet es gäbe keine Meinungsfreiheit in Deutschland man man dürfe seine Solidarität und Trauer über die Toten in Gaza nicht zum Ausdruck bringen. Das ist nachweislich Schwachsinn wenn man bedenkt, wieviele dieser sog. pro-palästinensischen Veranstaltungen Woche für Woche allein in dieser Stadt stattfinden. Das einzige was zum Glück und zurecht verboten ist, ist offene antisemitische Hetze. Wer meint dies sei Gesinnungsdiktatur, der hat unser Grundgesetz nicht verstanden. Warum gab es denn nicht eine mir bekannte Demonstration organisiert aus der muslimischen Community gegen die Hamas? Wäre dass denn wirklich zu viel verlangt? Nach Bekanntwerden der Potsdamer Konferenz sind hier doch auch überall im Land Leute auf die Straße gegangen um zu zeigen, dass sie dagegen sind und das nicht im Namen dieses gesamten Landes geschieht. Nein, solange man sich dort immer nur als Opfer wähnt und nicht ansatzweise sehen kann wie eigenes Handeln seinen Teil zur bemängelten Skepsis beiträgt, so lange habe ich dafür keinerlei Verständnis.

  • "Befreiungsnationalistische" Anteile bei der Entstehung des Staats Israel?

    WAS um Himmels Willen soll das sein? Man kam doch nicht nach Israel um die Bewohner dort zu befreien! Man hat nicht mal anerkannt, dass es sich um die Nachfahren der ursprünglich jüdischen Bewohner dort handelte.

    • @Rudolf Fissner:

      Ich finde den Ausdruck "befreiungsnationalistisch" auch furchtbar und identitär. Ich denke da an so Leute wie Friedrich Ludwig Jahn.

      Israel ist keine rabiate "verspätete Nation" in Europa. Sondern es war und ist ein Staat all derer, die das "befreiungsnationalistische" Europa des frühen 20. Jh. nicht mehr als sichere Heimat begreifen konnten. Nach 1933 schon gar nicht mehr.

      Deshalb ist jeder Vergleich mit europäischem Kolonialismus in anderen Weltregionen auch abwegig.

      • @Kohlrabi:

        "Deshalb ist jeder Vergleich mit europäischem Kolonialismus in anderen Weltregionen auch abwegig."

        Der Begriff "befreiungsnationalistisch" mach nur Sinn bei den Palästinensern selber Sinn. Sie sind die ursprünglichen Einwohner Palästinas. Bei von Kolonialmächten unterstützten Einwanderern davon zu sprechen ist Unfug..

        • @Rudolf Fissner:

          Ein sehr großer Teil der heutigen arabischen Bewohner "Palästinas" ist selbst erst eingewandert bzw. stammt von Einwanderern der letzten 150 Jahre ab und gehört keineswegs zur "ursprünglichen" Bevölkerung. Und Juden lebten ebenfalls schon immer dort. Die alte Mär von der Vertreibung der Araber durch die Einwanderung Juden ist schlicht falsch.

          Die Einwanderung von Juden wurde von Briten und US-Amerikanern in den 20ern und besonders 30ern und 40ern Jahren behindert und sehr kritisch gesehen.



          Zur Unterstützung in den Gründungsjahren Israels lesen Sie das sehr informative Interview aus der taz:

          taz.de/Historiker-...mitismus/!6005857/

    • @Rudolf Fissner:

      Ich habe das eher so interpretiert, dass mit dem Begriff die entstandene Staatlichkeit Israels als Ausdruck der Befreiung gemeint war von kolonialer Fremdbestimmung durch das zuvor herrschende britische Protektorat.

      Man erinnere mal an die sich als Freiheitskämpfer begreifenden jüdischen Untergrundkämpfer wie dem späteren rechtskonservativen Ministerpräsident Menachem Begin. Das war in den Mittvierzigern des 20. Jh. in deren Augen ein antikolonialer Befreiungskampf.

    • @Rudolf Fissner:

      Damit ist wohl der Zionismus gemeint, der die raison d'être der Gründung eines jüdischen Staates als sicherer Hafen für alle Jüdinnen und Juden darstellt.

      • @Jim Hawkins:

        Ich habe mich ebenfalls gefragt, ob mit „Befreiungsnationalismus“ wirklich der Zionismus gemeint sein könnte. Aber dann hätte der Zionismus laut Ullrich natürlich auch „koloniale“ Anteile.



        Eine Analyse, die ich nicht für so verkehrt halte - ja, der Zionismus als israelische Staatsideologie ist in diesem Sinne janusgesichtig. Und auch deshalb tun sich viele Linke - auch jüdische - damit so schwer. Und das war von Anfang an so, bevor es überhaupt zur Staatsgründung kam.



        Und seither hat der Zionismus nochmals seinen Charakter verändert, nicht unbedingt zum Positiven.

        • @Abdurchdiemitte:

          Es geht ja im Wesentlichen um die Staatlichkeit Israels.

          Keine eines anderen Staates wird so ausführlich und leidenschaftlich diskutiert. Und alles, was man gegen sie wenden kann, wendet man gegen sie.

          Eben auch, dass Israel ein jüdischer Staat ist. Dass es so einen geben muss, da sind wir uns ja sicher einig. Genauso wie es einen für Sinti und Roma und etwa für die Kurden geben sollte.

          Aktuell wird der antikoloniale Knüppel aus dem Sack geholt. Nur im Falle Israels natürlich.

          Niemand käme auf die Idee, Australien oder die USA oder Kanada rückabzuwickeln. Bei der Infragestellung der Staatlichkeit Israels wird so getan, als wären alle anderen Staatsgründungen im Stuhlkreis debattiert und beschlossen worden, dabei sind viele Staaten das Resultat von Kriegen oder Eroberungen.

          Diese, man kann das eigentlich kaum so nennen, Debatten haben einen antisemitischen Kern. Man kann die Juden nicht mehr mit wahnhaften Vorwürfen bekämpfen, weil Auschwitz diese Methode unmöglich gemacht hat.

          Deshalb richtet er sich gegen den jüdischen Staat gewissermaßen als Gesamtjuden.

          Es gibt so viele Konflikte auf der Welt, Kriege, Massaker, Genozide, Folter, alles das, aber nichts bringt die Leute so in Wallung wie das, was im Nahen Osten passiert.

          Das lässt sich gut mit dem Aphorismus beschreiben:

          "No jews, no news".

          Schönes Wochenende!

          • @Jim Hawkins:

            Mein Problem bzw. der Umstand, weshalb wir beide in dieser Sache frisch und fröhlich aneinander vorbeireden, ist möglicherweise meine politische Sozialisation als „Unschuld vom Lande“ - Hand aufs Herz, Debatten um linken Antisemitismus - auch wenn ich das Phänomen garnicht in Abrede stellen möchte - sind mir aus meinem politischen Umfeld wirklich nicht bekannt.



            Das können Sie mir so abnehmen oder es auch sein lassen.



            Und ich würde mich auch heftigst dagegen verwahren - bei aller noch so scharfen Kritik am Zionismus als national(istisch)er Staatsideologie, an der Besatzungs- und Siedlungspolitik im Westjordanland, am Krieg in Gaza etc. - wenn das Existenzrecht Israels irgendwie und von wem auch immer in Frage gestellt würde.



            Im Gegenteil finde ich es beschämend, wenn so etwas von linker Seite geschieht - ebenso, dass hingenommen wird, dass jüdische Bürger in unserer Mitte sich nicht mehr sicher fühlen können oder jüdische Studierende an deutschen Universitäten.



            Aber ich lebe ja auch nicht in einer Metropole, wie Berlin, wo offensichtlich die absurdesten Diskussionen möglich sind.



            Ach, übrigens: der Nationalstaatsidee stehe ich als Linker GRUNDSÄTZLICH kritisch gegenüber - ob Sinti und Roma oder auch Kurden einen EIGENEN Nationalstaat benötigen, würde ich mal grundsätzlich in Frage stellen - ich benötige jedenfalls keinen.



            Ich persönlich wünsche mir einen Staat, eine Gesellschaft, die mein Anderssein respektiert und mir Schutz vor rassistischer Ausgrenzung und Verfolgung garantieren kann - da kann ich auch so etwas wie Heimat finden.

  • 'verbotene Slogans wie „From the river to the sea"'

    Verboten ist der Slogan an sich nicht. Der VGH kam da zu einer anderen Beurteilung.

    "Die Parole sage aber nichts darüber aus, wie dieses – politisch hoch umstrittene – Ziel erreicht werden solle", so der VGH in der Mitteilung. Zur Zielerreichung seien verschiedene Mittel und Wege denkbar. So könne es auch beispielsweise durch völkerrechtliche Verträge, eine Zwei-Staaten-Lösung, einen einheitlichen Staat mit gleichen Bürgerrechten für Israelis und Palästinenser oder aber mittels des bewaffneten Kampfes erreicht werden." ( www.lto.de/recht/n...tersagung-auflage/ )

    Bei einer solchen Fragestellung in einem Interview ist daher auch immer auf die Mittel zu verweisen, welche die Demonstrierenden für das Ziel als zulässig ansehen.

  • Ich positioniere mich in der Regel ziemlich eindeutig in diesem Konflikt, es gibt für mich zumindest klare rote Linien, aber die differenzierten Aussagen von Peter Ullrich geben Anlass zum nachdenken.

    • @Jim Hawkins:

      Die Wahrheit liegt nicht immer genau in der Mitte, und auch nicht immer auf der einen oder anderen Seite allein.

      Die Zeit dafür haben wir nicht immer, doch Hinsehen lässt einem Grautöne aufscheinen. Ich begehre auf, wenn jemand gegen "die" Juden herzieht oder auch "die" Muslime, wenn jemand Israel einen Freifahrtschein ausstellen will oder die Völkerrechtsbrüche und die Vorgeschichte leugnet, oder auch, wenn jemand das Hamasregime verklärt.

      Diese Differenzierung fällt mir hier einfach, weil ich mich hierzu zufällig sehr eingelesen habe. Bei anderen Themen könnte ich das schon kaum noch.



      Auch daher danke für solche Artikel.

    • @Jim Hawkins:

      Nun ja. Die "Differenzierungen" von Peter Ullrich laufen auf die Behauptung hinaus, dass es eigentlich keine Aussage/Parole/Forderung gebe, die zwingend antisemitisch sei, es sei denn, es wird ausdrücklich gegen Juden gehetzt. Dass die allermeisten organisierten Antisemiten dies vermeiden und mit Dogwhistles arbeiten, wird damit völlig ausgeblendet.

      • @Budzylein:

        Da ist schon etwas dran, an dem, was Sie da schreiben.

        Ich finde auch nicht alles Gold, was er sagt, mir ist aber der Aspekt der Zwischentöne wichtig.

        Ich habe immer das Gefühl, sich auf die einzulassen, kommt dem Versuch gleich, mit einem Hilti-Schlaghammer einen Staudamm zu bearbeiten.

        Wie sie in diesem Interview geäußert werden, kann ich schon als Einladung zu einer Debatte sehen.

        Die Palästina-Brüller sind dazu ja gar nicht in der Lage.

      • @Budzylein:

        So sehe ich das auch.

        Zur Einordnung: Peter Ullrich ist Fellow am Zentrum für Antisemitismusforschung, vertritt seit Jahren dessen Positionierungen und die ist recht eindeutig. Dazu muss man aber auch wissen, dass diese Linie auch in der Antisemitismusforschung umstritten ist, ich nenne etwa Lars Rensmann, Samuel Salzborn oder Monika Schwarz-Friesel.

        Die Leitung des ZfA unterstütze bzw. war federführend bei der "Initiative GG 5.3. Weltoffenheit“, des offenen Briefes "Wir können nur ändern, was wir konfrontieren" und der "Jerusalemer Erklärung zum Antisemitismus". Die beiden letzteren hat auch Ullrich unterzeichnet.

        Vor diesem Hintergrund ist es nun wenig verwunderlich, dass sich Ullrich weder zu "From the river..." noch zu BDS nicht nur keine unzweideutige Distanzierung abringen kann, sondern im Gegenteil beides verharmlost. Aber dass entspricht ja ganz der "Jerusalemer Erklärung" (" nicht per se antisemitisch"). Nachdem sich aber BDS Deutschland klar zum 7.10. positioniert hat, den es noch am gleichen Tag als "schlagkräftigen



        bewaffneten Aufstand der unterdrückten Palästinenser*innen in Gaza" glorifzierte hat, finde ich diese ungebrochene Verharmloserei doch mehr als befremdlich.

    • @Jim Hawkins:

      Ich positoiniere mich kommentierenderweise nicht ganz so eindeutig (auch nicht so häufig wie Sie), auch inhaltlich anders. Aber ich stimme Ihnen zu: das Interview ist sehr instruktiv, der Habitus sehr überlegt, der Wille zur Differenzierung sicherlich nachahmenswert.

      • @My Sharona:

        Mein Arzt hat mir geraten, mich bei diesem Blutdruck steigernden Thema etwas zurückzuhalten, aber das fällt mir schwer.

        Dann lieber noch eine Ramipril.

    • @Jim Hawkins:

      Schön, dass Sie es so sehen - auch ich lasse mich durch gute/bessere Argumente immer gerne überzeugen.

  • Interessantes Interview, formuliert Vieles auf den Punkt.



    Zeigt auf, wie unmöglich es ist, in diesem Konflikt alles richtig zu machen und moralisch unangreifbar dazustehen.

    • @aujau:

      Besonders interessant fand ich gestern Hamed Abdel-Samad bei Lanz, besonders unmöglich dagegen Stegner.

      Es wäre ja ein Anfang, mal ETWAS richtig zu machen, der Rest pendelt sich dann vielleicht ein.

      • @Erfahrungssammler:

        Abd El Samad ist immer interessant, Lanz ist meistens unerträglich. Daher habe ich die Sendung nicht gesehen.

        • @aujau:

          Tscha, Kein Licht ohne Schatten.



          Bei mir überwiegt meist das Interesse an den Gästen, und manchmal ist die Impertinenz von Lanz recht angebracht.

    • @aujau:

      "Zeigt auf, wie unmöglich es ist, in diesem Konflikt alles richtig zu machen und moralisch unangreifbar dazustehen."



      Es hilft glaube ich, wenn das jedem klar ist. Der Versuch dazu ist wichtig.

      • @Encantado:

        Es gibt leider allzu viele, denen das nicht klar ist und auch nicht werden wird.

        • @aujau:

          Stimmt. Leider.



          Und deshalb ändert sich auch nichts.

  • Der Staat hat sich vollkommen richtig verhalten, betrachtet man die Rednerliste der erwähnten Veranstaltung.

  • Danke für dieses Interview, das vieles Hin-und Her mal ausdifferenziert und Tatsachen und Zuschreibungen benennt.

  • "Damit ist der Nahostkonflikt natürlich nicht die Ursache für Antisemitismus, aber befeuert ihn."

    Merkwürdig. Auf die Idee wäre ich nicht gekommen. Allerdings ist Antisemtismus eine wichtige (aber nicht die einzige) Ursache für den Nahostkonflikt.

    "In so einem komplexen Konflikt kann man sich nicht so einfach auf eine Seite stellen. Man kann trotzdem Position ergreifen,"

    Vor allem sollte festgehalten werden, dass auch ohne Netanjahu und Siedler kein Frieden einkehren würde. Alle arabischen Nachbarn konnten es nicht abwarten, Israel direkt nach Gründung vernichten zu wollen. Hebron wurde schon 1929 von allen Juden bereinigt. Die Vertreibung der Juden aus den nordafrikanischen und arabischen Nachbarstaaten begann auch nicht erst mit Netanjahu oder 1967.

    Die Pest des grassierenden Antisemtismus sollte schon klar benannt werden.

    Ansonsten helfen auch noch so differenzierte Argumente nicht ebensowenig wie die Forderung nach "Universalismus". Wenn nämlich eines jetzt schon universell ist, dann ist es Antisemtismus.

    • @BrendanB:

      "Vor allem sollte festgehalten werden, dass auch ohne Netanjahu und Siedler kein Frieden einkehren würde"

      Das nennt man "Tunnelblick".

      Um die Zukunft friedlich gestalten zu können können, muss man auch dazu bereit sein vergangenes als das zu akzeptieren was es ist. Vergangenheit. Und damit abschließen. Diese Erkenntnis hat sich nicht nur in der Psychologie bewährt.

      Permanentes Aufrechnen und Schuldzuweisungen sind der Sache nicht dienlich.

  • Linke sollten sich nie auf das Thema Israel oder Identitäten oder so etwas eingrenzen, sondern universal die Klassen- und Machtfrage stellen.

    Dann kann man Israel nach denselben Kriterien wie andere Länder auch bewerten, nicht schärfer und nicht softer.



    Dann trennt man auch sauber zwischen Judentum, einzelnen Juden, Israel und einzelnen Israelis.



    Und kann problemlos die Untaten der Hamas verurteilen, diejenigen Netanyahus und die Dauerbesatzung aber auch.

  • Quatsch mit Soße…

    Der moderne antiimperialistische Diskurs stellt den Universalismus selbst als imperialistisches Teufelszeug dar.

    Und jetzt kommt der Soziologe, sozusagen 30 Jahre später, und meint irgendwer sollte mal irgendwas mit Universalismus machen…

    • @Nafets Rehcsif:

      Der moderne antiimperialistische Diskurs reagiert wahrscheinlich auf die Tatsache, der der Universalismus z.B. der Menschenrechte erheblich zu wenig realisiert wurde und wird.



      Soll aber keine Entschuldigung für Rückfall in Barbarei und das Idealisieren derselben sein.

      • @aujau:

        dass der Universalismus erheblich zu wenig realisiert wurde.

  • Sehr gutes Interview, nur bei der Lesart des Slogans "From the river to the sea" gehe ich nicht konform mit Peter Ullrich.

    Eine gute Ergänzung dazu ist das aktuelle Interview mit der Soziologin Gisa Lindemann in der Zeit.

    Kritik an Israel - das moderne Versprechen

    www.zeit.de/kultur...rc/komplettansicht

    • @Sam Spade:

      Danke für die Verlinkung des Zeit-Interviews mit Gisa Lindemann.

    • @Sam Spade:

      der von ihnen empfohlene artikel endet mit einem fazit, welches vor allem auf den artikel selbst zubeziehen ist. liberale und neo konservative haben es sich heutzutage zur aufgabe gemacht den linken vermeintlich linke politik und politiktheorie zu erklären. mit einem ähnlich perfiden zynismus als tenor den man an pazifisten richtet um deren pazifismus zu delegetimieren. rhetorische tricks sind das mittel der wahl um eine ernsthafte inhaltliche auseinandersetzung zu vermeiden. dieses unredliche opportune verhalten der vermeitlichen bildungselite wird über kurz oder lang den demokratischen systemen einen neuen faschismus unterjubeln.

      ein versprechen ist nur ein versprechen. selbstreflexion und selbstkritik sollte an erster stelle stehen und nicht großspurige doppelmoral.

  • Immer das Gleiche. Meinungsfreiheit ist ein Grundrecht. Die Versammlungsfreiheit hat das Grundgesetz aus gutem Grund als Bürgerrecht ausgestaltet. BDS klingt nett, weil alle Abkürzungen verharmlosen, aber dahinter steht "Kauft nicht bei Juden". Dieser Organisation dürfen wir in Deutschland keine Handbreit Boden überlassen. Wer mit Nazis mitläuft, bekommt auch keinen Mitläufer-Rabatt auf der Linken, warum also die, die mit der Hamas mitlaufen? Da wird sehr selektiv differenziert.

  • Eine interessante Stimme in der aktuellen Diskussion. Nach meiner Wahrnehmung ist zumindest hierzulande in der Tat eine merkwürdige Verbrüderung durch Ausblendung zu beobachten. Als wenn für die palästinensische Sache jeder Partner recht wäre, wie weit rechts er auch immer zu verorten ist. Diese Naivität vorgeblicher Revolutionäre finde ich immer wieder erstaunlich.