: Sozialwesen-Studis wollen streiken
■ Die StudentInnen am Fachbereich Sozialwesen der „Hochschule Bremen“ wollen sich von ihrem attraktiven Standort an der Munte nicht vertreiben lassen / Ab Montag: Aktivstreik
Noch sind die Rektoren und ProfessorInnen der Universität damit beschäftigt, die Wunden aus dem Streik vom Wintersemester zu lecken, da geht es an der Hochschule Bremen von neuem los: Die Studierenden des Fachbereichs Sozialwesen wollen partout nicht umziehen. Seit Jahren
gedrängt, doch endlich mal ihren attraktiven Standort in Uni -Nähe aufzugeben, weigern sie sich jetzt erneut massiv, dem Folge zu leisten, was so schön heißt: „Konzentration der Hochschule Bremen am Standort Links der Weser“. Das aber, so die StudentInnen, „wird nicht spurlos an den Studieninhalten und den Strukturen des Fachbereichs vorübergehen“. Ab Montag, den 10.4., so beschloß vorgestern die studentische Vollversammlung, beginnt der „vorerst auf eine Woche befristete Aktiv-Streik“.
Die Hochschule Bremen besteht aus den vier Fachbereichen Technik und Nautik, Wirtschaft und Sozialwesen. Technik und Nautik sind seit jeher „links der Weser“ angesiedelt. Die Wirtschaft, bis vor kurzem noch dem Sozialwesen unmittelbar benachbart, erklärte sich bereits mit dem Umzug einverstanden und zog zum Sommer-Semesteranfang bei den NautikerInnen mit ein. Die störrischen künftigen SozialarbeiterInnen dagegen weigerten sich bisher beharrlich, sich von 700 auf 180 Studierende reduzieren und auf der anderen Weser
seite konzentrieren zu lassen. (Vgl. taz-Sonderseite vom 4.7.87). Falls ihnen jedoch einmal der Umzug droht, so ist die ebenfalls schöne Studierlage der Nautiker an der Werderstraße mit WirtschaftlerInnen bereits überbelegt und sie müßten sich ins Hauptgebäude an der Langemarckstraße zusätzlich reinquetschen lassen.
Die StudentInnen drohen an, ähnlich denen des Fachbereichs Wirtschaft Klage vor dem Verwaltungsgericht Bremen zu erheben: „Wir sehen uns nun gezwungen, den gleichen Weg zu gehen.“
B.D.
Für die nächste Woche sind im Rahmen des „Aktiv-Streiks“ selbstorganisierte Veranstaltungen und Aktionen geplant. Der Streik soll sich schließlich nicht nur gegen den Umzug wenden, sondern auch „neue Wege“ aufzeigen. In der studentischen Erklärung heißt es: „Die Aktionstage geben jedem/jeder die Möglichkeit, sich in der Hochschule im GW 1 zu informieren und seine/ihre Solidarität mit den Studenten/innen zu bekunden. Der Informationsstand in der Cafeteria ist täglich bis ca. 19.00 Uhr besetzt.„
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