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Soziale Probleme

Die Rundumüberwachung per Videokamera istin einigen britischen Gemeinden bereits Realität

Der Pilotversuch beim Super Bowl ist in den USA auf massive Kritik gestoßen. „Big Brother beim Super Bowl“, titelte die Presse und nannte die Aktion einen „Anschlag auf die Freiheit des Menschen.“ Tom Colatosti, Chef der Software-Schmiede Viisage, nannte die Vorwürfe falsch und bigott: „Unsere Software ist objektiver als jeder Polizist. Sie achtet nicht auf Hautfarbe, Kleidung oder sonstige Äußerlichkeiten. Ermittelt werden nur gesuchte Straftäter.“ Den Vorwurf unkontrollierter Datensammlung nennt er lächerlich. „Wir vergleichen, was jeder jederzeit sieht. Die Leute vergessen, dass es Führerscheine und Personalausweise gibt. Da sind unsere Gesichter doch sowieso alle gespeichert.“

Auch in Europa wird die Gesichtserkennungs-Software schon eingesetzt. „In Deutschland gibt es bisher nur Tests“, weiß Gabriel Schulz, Experte für neue Technologien beim Datenschutzbeauftragten von Mecklenburg-Vorpommern. „Meistens werden auf Flughäfen Rolltreppen gefilmt, weil die Leute da eine Weile ruhig stehen.“ Schulz berichtet, dass der Einsatz von Videoüberwachung in Großbritannien „eine nicht mehr zu kontrollierende Eigendynamik“ hat. In London hängen teilweise um die 1.000 Videokameras pro Quadratkilometer. Derzeit werden neue Kamerasysteme installiert, die Videoaufnahmen per Mobilfunk versenden. Teile der Videoaufnahmen werden mit Gesichtserkennungs-Software analysiert, die von der US Firma Visionics entwickelt wurde.

Britische Initiativen kritisieren, dass die Überwachung nichts an den sozialen Ursachen der Kriminalität ändere. Die massiven Investitionen dienten nur dazu, Armut zu verwalten und zu überwachen. Daraus macht der in Newham für die Überwachung verantwortliche Stadtrat Peter Thompson keinen Hehl: „Die Überwachung hat etwas mit den Menschen zu tun, die dort leben: Problemfamilien, allein erziehende Mütter, umherstreunende Männer. Was soll man mit Arbeitern machen, die keine Chance auf einen Job haben, die die Selbstachtung verlieren? Sie sind zu arm und zu ungebildet, um ihre Probleme in den Griff zu bekommen. Die Kameras sind auch eine Form von Schadensbegrenzung.“ TP

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