: Sozialdemokraten: Parteivorsitzender verzweifelt gesucht
Nach der verheerenden Wahlniederlage der SPD stürzen die Sozialdemokraten jetzt auch noch in eine Führungskrise. Der Parteirat versuchte gestern, einen Kandidaten für den Vorsitz der Partei zu finden, Bewerber gab es nur für die zwei Stellvertreterposten. Nachdem sich Lafontaine am Montag abend entschieden hatte, im Mai nicht den SPD-Vorsitz zu übernehmen, warf auch der amtierende Vorsitzende Vogel das Handtuch. Vor dem Parteirat begründete Lafontaine seinen Entschluß. Es habe eine „Serie von Querschlägern“ im Wahlkampf gegeben und sprach von einer „Seniorenwählerinitiative“ für Kohl, eine Anspielung auf die Kritik des „unter Bedeutungslosigkeit“ leidenden Klaus von Dohnanyi. Entscheidend für Lafontaines Rückzieher war offenbar die Kritik von Willy Brandt. Als Kandidaten werden derzeit Björn Engholm und — als Übergangslösung — Johannes Rau gehandelt. Eine winzige Chance besteht vielleicht auch noch für Lafontaine, den Rau in einem „freundschaftlichen Gespräch“ doch noch dazu überreden will. Heute geht es zunächst um den Vorsitz der SPD-Bundestagsfraktion. Hans-Jochen Vogel (64) will für den Posten wieder kandidieren, einer seiner Stellvertreter, Horst Ehmke (63), fühlt sich zur Wiederwahl zu alt. SEITEN 3 UND 10
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