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Sowjetische Politiker posthum rehabilitiert

■ Bolschewiki, die unter Stalin hingerichtet wurden oder im Gefängnis starben, vom Obersten Gerichtshof als Opfer anerkannt

Sowjetische Politiker posthum rehabilitiert

Bolschewiki, die unter Stalin hingerichtet wurden oder im

Gefängnis starben, vom Obersten Gerichtshof als Opfer

anerkannt

Moskau (dpa) - Der Oberste Gerichtshof der UdSSR hat am Montag weitere führende sowjetische Politiker posthum rehabilitiert, die 1936 und 1937 zur Zeit des Diktators Josef Stalin hingerichtet wurden oder im Gefängnis starben. Wie die Regierungszeitung 'Iswestija‘ berichtete, gehören dazu der früher auch in der deutschen Sozialdemokratie aktive Karl Radek sowie die Politiker Lew Kamenew, Grigori Sinowew und Georgi Pjatakow.

Der Autor des Blattes beschrieb alle vier als „reine Opfer der Stalinschen Willkür“. Stalin sei nicht fähig gewesen, die früher an ihm geübte Kritik zu vergeben. Die Gesellschaft habe sich damals in eine Masse verwandelt.

Radek war vor dem Ersten Weltkrieg u.a. Mitarbeiter der 'Leipziger Volkszeitung‘. 1917 schloß er sich den Bolschewiken an und wurde 1918 Volkskommissar für Außenpolitik. 1937 wurde er im „Prozeß der 17“ zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt und starb wahrscheinlich 1939. Kamenew und Sinowew wurden 1936 im „Prozeß der 16“ als Vertreter der „linken Opposition“ zum Tode verurteilt und im August desselben Jahres hingerichtet. Ein Jahr später wurde auch Pjatakow zum Tode verurteilt. Die Geständnisse in den Schauprozessen im Moskauer Gewerkschaftshaus wurden zum größten Teil durch Folter erzwungen. Die Angeklagten wurden gezwungen, sich gegenseitig zu belasten.

Anfang dieses Jahres waren bereits die bolschewistischen Revolutionäre Nikolai Bucharin und Alexej Rykow sowie 18 weitere Politiker der Stalinzeit posthum rehabilitiert worden. In den vergangenen Monaten wurde auch immer wieder die Entfernung Stalins vom Ehrenfriedhof am Rande des Roten Platzes in Moskau gefordert.

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