■ Soundcheck: West Port / The Cleaners from Venus / Crash Worship
Heute: West Port. Gleich zwei Großereignisse bietet das Hamburger Jazz-Festival heute abend, und trotzdem werden Hamburgs Jazzfreunde wohl kaum in Termindruck geraten. Denn die heutigen Konzerte des West Ports sind einfach so verschieden, daß es zwischen der jeweiligen Anhän-gerschar kaum Überschneidungen geben dürfte. Die vier Sänger des Hilliard Ensembles werden um 20 Uhr im Michel begleitet von dem fast schon legendären Jan Gabarek, dem Saxophonisten, den man nur erwähnen kann, wenn gleich danach das Wort Kontemplation folgt. Der Frankfurter Rundschau zufolge gelingt es Gabarek und dem Gesangs-Ensemble, Mittelalter und Avantgarde in Einklang zu bringen. Um 21 Uhr stellt zudem George Benson in der Musikhalle schon jetzt Songs von seiner im September erscheinenden neuen CD vor. Der vielarbeitende Gitarrist und Sänger, der seit den 60er Jahren beinahe jedes Jahr eine neue Platte veröffentlicht hat, kommt mit elektrischer Band. pm
Heute: The Cleaners from Venus. Der Jazz fließt dieser Tage mal wieder schwer ins Land (siehe links). Und angehör dessen kann feinsinnige Versponnenheit leicht untergehen. Das ist generell schade und wäre heute abend gar eine Schande, verpaßte man doch eine rare Gelegenheit, den „greatest living Englishman“ Martin Newell mit seinen reformierten Cleaners From Venus zu erleben – ein Ereignis, das in der eingeschworenen Hamburger Britpop-Gemeinde zu Recht ein aufgeregtes Kribbeln auslöst. Das erste und bisher einzige Mal gab sich der kauzige Songwriter 1987 in einer gespenstisch leeren, viel zu großen Großen Freiheit die Ehre. Damals waren seine Cleaners nach unzähligen Kassettenveröffentlichungen gerade frisch von der RCA gesignt worden. Bei der darauffolgenden Tour blieb Newell dann auch lieber gleich zu Hause und schickte seine Mitstreiter allein über den Kanal. Kurze Zeit später kehrte er dem Rock 'n' Roll ganz den Rücken zu, um sich fortan nur noch dem Schreiben und Blumenzüchten zu widmen. So fällt der heutige Abend im Kir ohne Frage in die Kategorie „Sollte man gesehen haben“, hat der psychedelic gardener doch mit dem nicht minder exzentrischen Chansonier Louis Phillippe und dem XTC-Gitarristen Dave Gregory für seine Liveband weitere interessante Fußnoten der Popgeschichte verpflichtet.
Thomas Overdick
Heute: Crash Worship. Radikalen Höllenlärm, nichts weniger als das bietet die Formation Crash Worship aus dem südlichen Teil Kaliforniens. Von der Sound-Atmosphäre, die sie verbreitet, kann man sie vielleicht am besten mit den Swans vergleichen. Im nördlichen Teil Deutschlands treten die sechs Jungs heute um 21 Uhr in der Roten Flora auf. Stau gibt ihnen dabei als Support die Unterstützung, die sie möglicherweise gar nicht brauchen würden.pm
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