: Soundcheck
Gehört: Söhne Mannheims im Stadtpark. Vor der Bühne des Stadtparks hatte sich am Sonnabend ein überaus zuwendungsbedürftiges Publikum versammelt. Da das Verteilen von musikalischen Streicheleinheiten aber nicht ihrer Natur entspricht, gelangen die engagierten Animationsversuche der Vorgruppe Seeed nur bedingt. Bei der musikalisch ausgereiften Live-Performance der 11-Mann-Combo, zwischen orginärem Reggae und populärem Dancehall mit pulsierenden Bläsersätzen, vermochte aber nur ihr Sommerknaller „Dickes B“ die ersten Arme in den sommerlichen Abendhimmel zu locken.
Was die Berliner nicht vollbrachten, gelang auch den Söhnen Mannheims nur teilweise. Überhaupt schienen die Zuschauer mehr harmonie- als tanzbedürftig zu sein und so wurden vor allem die Schmuserocksongs „Dein Glück liegt mir am Herzen“ und „Warum legst Du Deine Flügel an?“ besonders euphorisch begrüßt und durch seichtes Mitschwingen begleitet. Vor allem die Aussagekraft des religiös kämpferischen „144.000“, das von einem düsteren Hip-Hop-Beat untermalt vorm nahenden Armageddon warnt, verklang ohne größere Resonanz beim Publikum.
Auch Sänger Rolfs Aufruf zur Solidarität „mit denen, die unten auf dem Scheiß G8-Gipfel waren und den Kopf für uns hingehalten haben“ verhallte in der friedlichen Abenddämmerung. Mit zunehmender Dunkelheit schafften es die Söhne Mannheims vor allem dank ihrer musikalisch vorbildlich ausgearbeiteten Soul-Pop-Hits – durch angezerrte Gitarren, gelegentliche Wechsel hin zu Reggae, aber auch durch das Zusammentreffen von insgesamt sechs verschiedenen Sängern und MCs nuancenreich ausgestaltet – dann doch noch, die Menge in Bewegung zu versetzen. Manuel Weber
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen