: Soundcheck
Gehört: Samy Deluxe/Jan Delay, Stadtpark. In „vollen Zügen genießen“, wie es bei Samy Deluxe heißt, wollten am Freitag nicht wenige unter den gut dreitausend im Stadtpark. Auch wenn später das kollektive Mitsingen der Ganja-Hymne „Grüne Brille“ nicht so recht klappte: Dem inspirierenden grauen Rauch sprach man allerorten zu. Dass das vorabendliche Beisammensein nicht in eine Liegewiesenveranstaltung abnickte, mochte daran liegen, dass niemand eventuelle neue Seitenhiebe und Kampfansagen Deluxe' verpassen wollte. Der jedoch setzte auf vollmundige Beschwichtigung und gab sich eher als Teilzeit-Rauhbein des deutschen HipHop. Auch kontroverse Stücke erhielten neue Texte, und da wusste der „wickeda MC“, unterstützt von den sicheren DJ-Bänken Ben Kenobi und Mixwell sowie Gaststimme Sleepwalker, zu brillieren: In Sachen Freestyles macht ihm so schnell ohnehin niemand was vor.
Sich von den insgesamt elf Musikern und Sängerinnen begleiten zu lassen, bringt die obligatorisch zähen Umbaupausen mit sich: Der von Deluxe launig als „Lamm Filet“ angekündigte Jan Delay ließ auf sich warten. Als die schmuck schilfgrün uniformierte Band dann aber zum „Sam Ragga Styler“ ansetzte, hatte er das Publikum unverzüglich auf seiner Seite. Wer sich gefragt hatte, wie ein (nahezu) vollbesetztes Freilichtbühnenrund mit der Nicht-Mitmach-Single „Ich möchte nicht, dass ihr meine Lieder singt“ umgehen würde: Die Anwesenden durften sich schlicht zu den „richtigen“ HörerInnen zählen, und so war auch mitwippen und -winken erlaubt. Auf das vielleicht noch sperrigere „Söhne Stammheims“ habe man „keinen Bock“, spielte es aber doch in einer hochgetakteten neuen Version – und siehe da, auch „Baader und Ensslin“ lässt sich pärchenweise mitsingen. King Rockodub Schamoni gastierte für die kurze Klamaukeinlage „Rebecca & Svenja“, und schließlich standen Delay auch noch Samy Deluxe und der verspätet eingetroffene Illo 77 zur Seite. Wider Erwarten regnete es nicht einmal, und nach einem Schwung Zugaben waren alle Anwesenden zufrieden. aldi
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