: Sonniger Haushalt
■ Kleingeräte mit Sonnenenergie: Schon fünf Prozent aller weltweit hergestellten Solarzellen werden „indoor“ eingesetzt
Solarzellen sind nicht nur etwas für Hausdächer. Immer mehr Kleingeräte laufen mit Sonnenstrom, nicht nur die seit langem bekannten Taschenrechner. Es gibt Armbanduhren und Gartenleuchten, Radios oder Taschenlampen als Solarvariante. Die Berliner Firma Solarc hat sogar einen Milchaufschäumer auf den Markt gebracht – für den ökologisch korrekten Cappuccino. Etwa fünf Prozent aller weltweit hergestellten Solarzellen werden inzwischen in sogenannten Indoor-Produkten eingesetzt. Tendenz steigend.
Für Uwe Tribian von Shell Solar sind die Kleingeräte ein Marktöffner. „Unsere wichtigste Zielgruppe sind Menschen, die von Solarenergie wenig wissen oder gar Vorurteile haben. Sie können mit Testkäufen die Erfahrung machen, dass die Technik funktioniert, und gewinnen so Vertrauen in die Photovoltaik.“ Wer mit einem Akkulader gute Erfahrungen gemacht habe, kaufe vielleicht später eine große Photovoltaik-Anlage, so das Kalkül. Schließlich produziert Shell in Gelsenkirchen demnächst jährlich Solarzellen mit einer Kapazität von zwanzig Megawatt (MW).
Geeignet für Photovoltaik sind im Prinzip alle Geräte, die mit wenig Strom auskommen oder nur zu bestimmten Zeiten Energie brauchen, so dass in der Zwischenzeit die Sonne den Akku wieder volltanken kann. Zur ersten Kategorie gehören Taschenrechner, die wohl bekanntesten Solargeräte. Sie benötigen nur einige Milliwatt Energie, kommen deshalb mit kleinen Zellen aus und brauchen keinen Akku als Energiespeicher. Ein Kondensator sorgt dafür, dass der Rechner auch nachts einsatzbereit ist. Als Alternative zu den sonst üblichen Batterien ist die solare Lösung nicht nur ökologischer, sondern auch vom Preis her interessant. Zu den einschlägigen Solargeräten in diesem Bereich gehören Solaruhren und -wecker, aber auch Taschenlampen, kleine Kofferradios oder Standleuchten fürs Fahrrad. Ein Quadratmeter Solarzellen liefert im Jahr etwa 100 Kilowattstunden Strom und kann damit 1.000 Kilogramm Batterien ersetzen.
Wer seine konventionelle Taschenlampe noch nicht wegwerfen möchte, kann sie zumindest mit Sonnenkraft wieder aufladen. Hier gibt es inzwischen eine ganze Palette von Solarakkus für alle Größen, bis hin zur Autobatterie. Neu auf dem Markt ist der westentaschengroße Akkurater mit dem sinnreichen Namen Scotty der Berliner Firma Solarc. Damit können eingebaute Akkus von Walkman, Discman, Taschencomputer oder Handy wieder belebt werden – damit man auch in brandenburgischen Urwäldern oder auf Alpengipfeln immer erreichbar bleibt. Für Campingfans und Hobbymatrosen gibt es als Stromquelle mobile PV-Sets aus Zelle und Akku ebenso wie Einbaulösungen, bei denen die Solarmodule auf dem Caravan oder dem Boot festgeschraubt oder geklebt werden. Noch wenig verbreitet bei Outdoor-Fans sind Solarkocher. Sie funktionieren wie ein Brennglas, bündeln das Sonnenlicht und erhitzen so den Topf im Brennpunkt. Bei schlechtem Wetter kann es allerdings eine Weile dauern, bis die Würstchen warm sind. Für sonnenreiche Entwicklungsländer sind Solarkocher jedoch eine wichtige Alternative zum knapp werdenden Brennholz.
Der zweite große Einsatzbereich sind Leuchten, die nur zeitweise im Einsatz sind, etwa Lampen am Hauseingang, gekoppelt mit einem Bewegungsmelder, oder Lichter, die abends für romantische Stimmung am Gartenteich sorgen sollen. Hier wird die Sonnenenergie tagsüber in Akkus gespeichert, die groß genug sind, um Schlechtwetterperioden zu überbrücken und längere Laufzeiten zu ermöglichen. Auch bei Teichpumpen für den Springbrunnen oder bei elektrischen Weidezäunen ist Photovoltaik die Alternative zum Kabelverbuddeln. Ein Zuckerl für Gartenfreunde ist der Solarrasenmäher, der wie von Geisterhand bewegt die Fläche mäht, die man zuvor mit Hilfe eines Leitdrahtes markiert hat.
Doch damit ist die Palette der Solarprodukte noch nicht zu Ende. Da finden sich Garagentorantriebe oder Sonnenschutzrollos, Waagen, Ventilatoren, die am Schreibtisch oder fest installiert im Wintergarten für frische Luft sorgen, kleine Drehbühnen für die Schaufensterdekoration oder der Werkzeugkoffer, der den Akkuschrauber auflädt. Dazu kommt eine große Palette an Solarspielzeug, Baukästen und Demonstrationsmodellen für kleine und große Solarfreaks.
Ein Problem ist, dass es die ganze Vielfalt der Solargeräte kaum irgendwo aus einer Hand gibt. So haben etwa die bekannteren Hersteller von PV-Anlagen wie Shell oder Solaris oft auch Pumpen und Gartenleuchten im Programm, aber keine Fahrradlampen oder Uhren, geschweige denn ausgefallenere Produkte. Eine Übersicht über die Vielfalt der Kleingeräte mit Herstelleradressen gibt es beim Fraunhofer-Institut für solare Energiesysteme in Freiburg (ISE). Dort werden seit Jahren in Zusammenarbeit mit Firmen solare Alternativen für elektrische Geräte entwickelt. Einen guten Überblick bieten auch die Internetseiten einiger Fachhändler. Leo Frühschütz ‚/B‘Info: Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme, Ottmannsstraße 5, 79100 Freiburg, Telefon (0761) 45 88-0, Fax -217. Heizmann System-Elektronik, Schlossstraße 2, 35753 Beilstein, Telefon (02779) 9 10 05, Fax 9 10 07, www.heizmann.com AET Alternative Energie Technik GmbH, Industriestraße 12, 66280 Sulzbach-Neuweiler, Telefon (06897) 5 43 37, Fax 5 43 59, http://www.aet.de SITO SolarTec, Leiblachstr. 6–8, 88145 Opfenbach, Telefon (08385) 9 22 20, Fax -22, http:// home.t-online.de/home/sito-werk/indexg.htm Solarc, Telefon (030) 46 39 71 65, www.solarc.de
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