Sommerreise der Familienministerin: Und zum Schluss gibt‘s Hanuta
Auf ihrer Sommerreise kommt Bundesministerin Schwesig gut an. Das provoziert die Frage nach ihrer Tauglichkeit als Kanzlerkandidatin.
Manuela Schwesig ist auf Sommerreise in Rheinland-Pfalz. Worms, Ludwigshafen, Heidelberg. Kitas besuchen, mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer bei heimischem Hirschkalb die Lage erörtern, Fest im Flüchtlingsheim in Heidelberg. Nicht nur die mitgereisten 15 JournalistInnen sorgen dafür, dass der Reise die Inszenierung immer mit innewohnt. Hier sammelt jemand auch Erfolge ein: die Kita, Migrationsanteil 80 Prozent, hat einen Sprachförder-Schwerpunkt, den hat Schwesig ermöglicht. BASF baut seine Betriebskitas aus, 250 Plätze sollen es werden.
Und damit auch klar wird, dass Schwesig weitere Herausforderungen nicht scheut, stehen auch die Flüchtlinge auf dem Programm. Natürlich eine Unterkunft in Heidelberg, die nicht überlastet ist, nichts erinnert an überfüllte Turnhallen. Aber hier ist es dennoch so, dass Inszenierung und Inszenierte nur noch wenig miteinander zu tun haben. Die Caritas und die örtliche SPD haben ein Sommerfest organisiert. Unter einem Zeltdach werden Reden gehalten. Drumherum stehen viele Flüchtlinge, die erkennbar nichts verstehen. Nur die Kinder stellen ihre Deutschkenntnisse unter Beweis: „Komm, wir spielen Krieg!“, ruft eines beglückt, „Ratatatatatata“, macht sein mündliches Maschinengewehr.
Samrait, 18, aus Eritrea, steht mit zwei Freundinnen am Rand. Auch sie ist wie viele junge Eritreer vor dem Zwangsmilitärdienst in ihrer Heimat geflohen. Damit die Mutter keine Repressalien zu befürchten hat, ist sie heimlich aufgebrochen. Friseurin will sie werden, ihre geflochtene und raffiniert rot gefärbte Frisur zeugt von ihrem Ehrgeiz. Schon anderthalb Jahre ist sie hier, ihr Asylverfahren immer noch nicht abgeschlossen.
„Netter Versuch“
Schnellere Verfahren. Und schnellere Rückführung für Menschen, etwa aus den westlichen Balkanländern, die kaum eine Chance auf Asyl haben. Darauf hat sich die SPD-Spitze verständigt, das beschwört Schwesig wie ein Mantra. Man hofft durch die Abspaltung der vielen schlecht begründbaren Anträge, die Zahl irgendwie akzeptabler aussehen zu lassen. Schwesig kritisiert den CDU-Innenminister, der die offizielle Schätzung zu spät korrigiert habe: „Und nun stehen wir da, die Probleme stapeln sich und wir haben noch nichts davon abgeräumt.“
Schwesig, die Problemabräumerin. Abends beim Essen mit Malu Dreier stellen die JournalistInnen ihre typischen JournalistInnenfragen: die Lage der SPD, die unglückselige Kanzlerkandidatendebatte mitten im Sommerloch und daran anschließend dann schließlich die Frage, ob Schwesig nicht vielleicht? „Netter Versuch“, ist die Antwort.
Aber Schwesig, das ist nicht zu leugnen, gewinnt sichtlich an Gewicht: Ihre Projekte hat sie hartnäckig verwirklicht, vom erweiterten Elterngeld bis zur Quote. Und sie hat bisher mit der Familienarbeitszeit (ein befristeter Lohnersatz, wenn beide Eltern Teilzeit arbeiten) das klügste Konzept vorgelegt, um der gehetzten Mitte das Leben zu erleichtern, der Mitte also, bei der die SPD in Zukunft auf Stimmenfang gehen will.
Bei den Beliebtheitswerten hat sie Ursula von der Leyen längst überholt. Und auch, wenn sie oft klingt wie ein Argumenteautomat – ihre Bilanz lässt sich sehen. Also, K-tauglich? Wenn Merkel, auch nicht gerade ein Kommunikationsgenie, das schaffen konnte, kann Schwesig es auch. Theoretisch. Praktisch ist da die SPD davor, die zum einen noch nie gewagt hat, eine Frau zu küren, und zum anderen noch jeden Kandidaten kaputtgeredet hat.
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