: Soll und Habenhausen
■ Fachbereich Wirtschaftswissenschaften für 5 Mio Miete ins „Treuhand“-Haus
Der Asbestschaden an der Uni Bremen kommt das Land immer teurer zu stehen. Denn während nach wie vor unklar ist, wann welche Räume im GW 2-Gebäude saniert werden müssen und was das kosten wird, gilt bereits als sicher, daß der Fachbereich 7, Wirtschaftswissenschaften, von der Uni über die Weser nach Habenhausen zieht. Dumm nur, daß das Geld fehlt. Für das ehemalige „Treuhand-Gebäude“, das der Sparkasse Bremen gehört, soll die Uni für die nächsten fünf Jahre rund fünf Millionen Mark bezahlen. Die hat sie nicht. Das Geld will die Uni bei den Ressorts Wirtschaft und Bildung auftreiben und möglicherweise aus den Investitionstöpfen ISP oder WAP finanzieren lassen.
Für die Sparkasse kommt die Not der Uni wie gerufen: Ein langfristiger Mietvertrag mit der Uni würde das momentan leerstehende Haus rentabel machen. Für die bisher unattraktive Immobilie liegen nun gleich mehrere Angebote von Käufern vor, die sich die Gelegenheit einer fünfjährigen garantierten Auslastung nicht entgehen lassen wollen.
Umziehen sollen die Wirt-schaftswissenschaften, um im asbestbelasteten GW 2 Raum für die anstehende Sanierung zu machen. Der Fachbereich mit etwa 2.300 StudentInnen, DozentInnen und Verwaltungsangestellten bietet einen Diplomstudiengang, der zumeist ohne Nebenfächer absolviert wird – Die Studierenden müßten daher im Vergleich zu anderen Studiengängen relativ wenig an andere Fachbereiche pendeln, die Entfernung Habenhausen-Universität wäre nicht so gravierend. Unter der „Voraussetzung der Schadstofffreiheit des neuen Gebäudes“ hat der Fachbereichsrat letzte Woche dem Vorschlag von Uni-Rektor Timm dem Umzug zugestimmt. In der Diskussion, so die Studentin Nanna Kolckmann aus dem Fachbereichsrat, sei die Studentenschaft durchaus gespalten. Manche ProfessorInnen erhofften sich vom Umzug allerdings größere Räume und eine bessere Ausstattung.
Der Auszug aus der Uni ist für den Fachbereichsrat allerdings nur eine „befristete Notlösung“: Spätestens in fünf Jahren wollen die Wirtchaftswissenschaften wieder auf den Campus zurück. Dort sollen sie dann auch wieder mit offenen Armen aufgenommen werden, beschied ihnen Timm: „Eine Rücckehr ist notwendig, weil die Universität den FB 7 als Querschnittswissenschaft und integrierende Disziplin benötigt.“
Zu den laufenden Mietverhandlungen war gestern von Sparkassen-Sprecher Gensmer nichts zu erfahren: „Kein Kommentar“. Intern heißt es allerdings, die Bank, die das Gebäude aus der Konkursmasse der Baugesellschaft „Treuhand“ für etwa 30 Millionen Mark übernommen hat, habe es bereits für unter 10 Millionen Mark zum Kauf angeboten. Mit der Uni werde über einen Quadratmeterpreis von 9 Mark verhandelt – bei 10.000 qm wäre das eine gute Million im Jahr.
Wer das bezahlen soll, ist noch völlig unklar. „Wir können das aus unserem Haushalt nicht leitsten,“ meint Winnie Abraham von der Pressestelle der Uni. Aus der Wissenschaftsbehörde heißt es, einen offiziellen Plan für Umzug und Finanzierung gebe es noch nicht. Allerdings sei im Rahmen des ISP eine Erweiterung des Fachbereichs geplant. Ob aus dem ISP, das die Stärkung der Wirtschaftskraft Bremens zum Ziel hat, allerdings ein solcher Umzug finanziert werden kann, ist völlig offen. bpo
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