: „Soll ich dir ‘n Tee bringen?“
Die Bremer Krankheit: Trotz Aufbaugegner zum Rückrundenstart können Werders Kicker wieder einmal nicht mehr Tore schießen, als sie kassieren. In der Tabelle macht sich das nur optisch gut
40 Tage hatten Susi, Stefan, Fernando, und Co. darauf warten müssen, dass endlich wieder der Bundesliga-Fußball im Weserstadion rollt. Endlich wieder gemeinsam nebeneinander im Block 12 Platz nehmen und Bier trinken, fachsimpeln, Oddset-Scheine vergleichen.
Kaum einer in der langjährigen Stadion-Gemeinschaft zweifelte daran, das Arminia Bielefeld der ideale Gegner für den Start in eine gelungene Rückrunde sein würde. Susi, die seit Jahren erst nach dem Anpfiff kommt, meinte gar: „Denen schenken wir mindestens drei Dinger ein.“ Gesagt, getan: Alles lief zunächst nach Plan. Bereits in der 3. Minute konnte Stefan sein Bier zur Seite stellen: Micoud flankte den Ball nach einer kurzen Ecke punktgenau auf den Kopf von Viktor Skripnik, der Torwart Matthias Hein mit einem präzisen Kopfball keine Chance ließ. Apropos Hein: Der Bielefelder Keeper ließ sich immer wieder provozierend lange Zeit mit seinen Abstößen und brachte den heißblütigen Halbspanier Fernando zur Weissglut: „Soll ich dir noch einen Tee bringen, oder was?“
Thema des Tages war Ansgar Brinkmann, Skandalnudel der Bundesliga, aufgrund seiner Vorliebe zu Hochprozentigem gern Trinkmann genannt. Am Freitag verurteilte ihn das Amtsgericht Bielefeld wegen fünffacher Körperverletzung zu einer Geldstrafe von 42.000 Euro. In Block 12 machte folgende Anekdote die Runde: Brinkmann hatte in einer Kneipe gesagt: „Ich bin Ansgar Brinkmann und habe 2,3 Millionen Euro auf dem Konto“. Darauf ein Gast, mit einem Blick auf Brinkmanns Prollo-Matte: „Dann wirst Du ja wohl auch 10 Euro für einen vernünftigen Haarschnitt über haben.“ Darauf hat der wilde Ansgar dem guten Mann das Nasenbein gebrochen. Warum er dennoch zur Stammbesetzung der Arminia gehört, bewies er am Samstag eindrucksvoll, begleitet von hämischen Rufen aus Block 12: „Ansgar, wieviel hast du noch mal auf dem Konto?“. Ein ums andere Mal, ließ Brinkmann Viktor Skripnik schlecht aussehen. Der „weiße Brasilianer“ spielte den Ukrainer mit seinen Haken und seiner Schnelligkeit regelrecht schwindelig und bereitete beide Tore der Bielefelder durch Diabang (11.) und Cha (40.) vor. Gottseidank hatte „Toni“ Ailton nach einer Traumkombination mit Banovic und Ernst mit einem seiner unnachahmlichen Nähmaschinen-Sprints einen Strafstoß herausgeholt, den er selbst zu seinem 14. Saisontor und zum zwischenzeitlichen 2:1 verwandelte.
Nach der Pause konnte das Spiel das gute Niveau bei weitem nicht halten. Der einsetzende Regen trübte die Stimmung in Block 12 ebenso wie vergebene Großchancen durch Ailton, Skripnik und den eingewechselten Charisteas oder komische Fehlentscheidungen des diesmal merkwürdig unsouveränen FIFA-Schiedsrichters Dr. Markus Merk. Fernando: „Markus erklär’s mir, ich will dich doch nur einmal verstehen.“
Mit dem 2:2 hatte Werder zwar den zweiten Tabellenplatz erklommen, aber trotzdem zwei Punkte verschenkt. Stefan und Harro sprachen von „schnell abhaken“. Schließlich ist nach dem Spiel auch vor dem Spiel – und vor dem Spiel gab es auch schon ein, zwei Bier. Tschüß, Block 12. Wir seh’n uns in der Brommy- Kneipe.
Sean-Patric Braun