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Archiv-Artikel

■ Die deutsche Debatte über Susanne Osthoff Solidarität? Nö, eigentlich nicht

betr.: „Regierung droht Osthoff mit Geldentzug“, „Politiker empören sich über Susanne Osthoff“, „Die armen Entführer“, „Vermummt und wir“, „Menschen der Woche“, taz vom 27. 12., 28. 12., 30. 12. und 31. 12. 05

Peinlich finde ich Papa Steinmeiers Appell an Frau Osthoff, nicht wieder in den Irak zurückzukehren. Außenminister Steinmeier benimmt sich wie ein überängstlicher Vater, der seiner minderjährigen Tochter verbietet, in die Disko zu gehen. Gegenüber einer erwachsenen Frau, die sich im Irak auskennt und fließend Arabisch spricht, ein durchaus unangemessenes Verhalten.

Übrigens ist nicht zu erwarten, dass Frau Osthoff im Irak wieder entführt werden würde. Was sollten wir aber Frau Osthoff raten, wenn sie demnächst in Deutschland als Muslimin vom CIA verdächtigt und entführt werden sollte? Was raten wir al-Masri ? Soll er künftig Deutschland meiden? OLAF SWILLUS, Essen

verständnis oder gar solidarität mit susanne osthoff? nö, also eigentlich nicht von deutscher seite aus.

erst mal finden wir kultur schon mal gar nicht so wichtig, und da unten erst recht nicht. wir investieren ja schließlich auch nicht in bildung. zweitens sollen sich die iraker auch ein beispiel an unserer bescheidenheit nehmen. wir deutschen essen das verseuchteste gemüse und das vergammeltste fleisch in der EU. dafür ist es aber drittens das billigste überhaupt, und es stört uns auch nicht, wenn kinder, zwangsarbeiter und quasileibeigene unsere billigklamotten zusammennähen oder unsere billigst gekaufte unterhaltungselektronik zusammenkleben. und viertens brauchen wir unsere steuergelder nicht für lösegeld, sondern für den ausbau veralteter energietechnologien und weiterer autobahnen. wir sind doch schließlich (nicht?) blöd. SVENJA TIDOW, Appen-Etz

Langsam nimmt die Berichterstattung um Susanne Osthoff groteske Formen an. Wer sich noch gut erinnern kann an die Diskussionen zum Zuwanderungsgesetz in Deutschland betreffs der Migranten hier im Land, der weiß genau, dass das Blutsband nichts mit moderner Staatsangehörigkeit zu tun hat. So jedenfalls sehen es Libertäre, Kommunisten und Anarchisten, denen das soziale Umfeld, Lebensmittelpunkt und Dauer eines Aufenthalts in einem Land gilt. In dem Fall ist Susanne Osthoff schon lange keine Deutsche mehr! Sie ist Irakerin, die Muslimin geworden ist und Arabisch spricht. Was soll da dieses permanente Pochen auf ihr Deutschsein. Es ist nur konsequent, dass sie wieder in den Irak will. ILSE SCHWIPPER, Berlin

Die Berichterstattung über Susanne Osthoff ist teilweise widersprüchlich und die Kommentierung einfältig. Hier möchte ich eine Anmerkung zu dem in der taz zitierten Lothar Mark machen. Es scheint, dass immer, wenn der Verstand des Deutschen über besondere Klippen nicht hinauskommt, er zur Diffamierung die „Gemeinschaft“ ruft. Seit 1933 in Karlsruhe und seit 1937 in der nationalsozialistischen Wanderausstellung „Entartete Kunst“ konnte man Zettel mit folgender Aufschrift lesen: „Bezahlt von dem Steuergroschen des arbeitenden deutschen Volkes“. MARTIN VOLLBERG, Bonn

Trotz verlockender guter Geschäfte haben viele Unternehmen ihre Mitarbeiter wieder aus dem Irak abgezogen oder schicken von vornherein keine dorthin. Der Grund ist einfach die unkontrollierbare und gefährliche Lage. Frau Osthoff glaubt dagegen, zu dieser Zeit dort historische Gebäude restaurieren zu müssen, und kann dann nur mit extremem Aufwand auf höchster politischer Ebene und wahrscheinlich auch noch Lösegeld aus der Gewalt der Geiselnehmer befreit werden. Hieraus lernt Frau Osthoff aber nicht etwa. Im Gegenteil, sie will so weitermachen wie bisher. Diese Frau ist an Naivität nur noch von Kleinstkindern zu überbieten, und damit tut man den Kindern noch Unrecht. MICHAEL STACHE, Bremen

An dieser Stelle zeigt sich mal wieder die Schizophrenie der deutschen Politik und Meinungsmache. Eine Frau, die sich mit der Kultur der Region auskennt und die Sprache spricht, soll gehindert werden, sich freiwillig im Irak zu bewegen? Wer auf die scheinheilige Sicherheit in Westeuropa verzichten möchte, soll das doch tun. Allerdings sollte Deutschland dann auch aufhören, scheinheilig zu lamentieren, wenn das passiert, was man selbst mit seinen „Partnern“ provoziert hat: eine Region außer Kontrolle.

Ich schwanke zwischen Wut und Traurigkeit, zehntausende Tote, Elend und Zerstörung von jahrtausendealter Kultur hat der Überfall der USA und der „Willigen“ dem Irak gebracht. Da ist das Aussperren von Leuten, die vor Ort helfen wollen und vielleicht kritisch die Situation öffentlich hinterfragen, ein weiterer Meilenstein in der Sinnlosigkeit des Irakkriegs. FRED KASULKE, Berlin

„Osthoff springt von einem Thema zum nächsten […], bringt plötzlich einen israelischen Geheimdienstoffizier ins Spiel […].“ Was soll denn an dieser Mitteilung unverständlich sein? Man muss den Interview-Text nur schnell genug und halblaut vor sich hin murmeln, und schon gewinnt man ein durchaus klares Bild von der ungeheuren Anspannung, unter der Frau Osthoff gestanden hat. Dann versteht man auch sofort, dass sie anfangs offenbar annahm, von den Entführern womöglich für eine israelische Spionin gehalten zu werden, was naturgemäß kein Auslöser für hoffnungsvolle Fantasien sein kann, wenn man sich gerade in der Gewalt arabischer Partisanen befindet. AXEL RATHJEN, Karlsruhe

Die taz-Behauptung, Frau Osthoff würde wegen ihrer „religiösen“ Kleidung als „irre“ bezeichnet, ist Medienpropaganda. Allerdings dokumentiert ihr Auftreten zweifelsfrei, dass sie sich bedingungslos den Gepflogenheiten in islamischer Umgebung unterwirft, auch was das Bild und die Rolle der Frau betrifft. Das überrascht schon.

Aber war Frau Osthoff wirklich „frei“, als sie ihr Interview in islamischer Umgebung und Kontrolle gab? Besonders eindrucksvoll sind auch die guten Beziehungen zu deutschen Geldquellen, wohl Steuermittel … KLAUS W. MEYER, Esens

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