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Solarklo

■ Öko-Fäkalentsorgung auf ostfriesisch

Wiesmoor Millionen AutofahrerInnen, WandererInnen und UrlauberInnen sollen ihre „dringenden Geschäfte“ auf Parkplätzen, Waldlichtungen und Stränden künftig mithilfe der Sonne umweltschonend erledigen können. IngenieurInnen im ostfriesischen Wiesmoor entwickeln gegenwärtig eine mobile Modul-Toilette mit Sonnenkollektoren und Solarstrom.

Nach den Angaben des Leiters der Service-Abteilung beim Wiesmoorer Anlagenhersteller Bohlen und Doyen, Peter Rathmann, sollen die Häuschen ohne die bisher üblichen Chemie-Cocktails sowie ohne Strom- und Wasseranschlüsse auskommen. Integrierte Duschen aus einem sonnenbeheizten Warmwassermodul könnten nach seinen Vorstellungen das Häuschen zum Renner in kühlen Gegenden und Jahreszeiten machen.

Kern des umweltfreundlichen Klo-Konzepts ist nach den Worten von Rathmann eine vollbiologische Kläranlage im Kleinformat. Die Entsorgung stark chemiehaltiger Fäkalien werde damit überflüssig. Lediglich eine feste, biologisch unverdächtige Restmasse müsse gelegentlich, im Idealfall einmal pro Saison abgefahren werden.

Auf eine vollständige Kreislaufwirtschaft im Modulklo wollen die Wiesmoorer allerdings noch verzichten. „Aus psychologischen Gründen“, sagte Rathmann am Freitag der dpa. Rein technisch und hygienisch sei es kein Problem, einen Frischwassertank wegzulassen und stattdessen aus Duschkopf und Wasserhahn biologisch aufbereitete Abwässer sprudeln zu lassen.

Neben der Bohlen und Doyen GmbH arbeiten unter dem Projektnamen „SESAM“ (Solar-Energie versorgte autarke Sanitär-Häuser in modularer vorgefertigter Bauweise) auch das Hamburger Unternehmen selected electronic technologies GmbH und die Applied Membrane Technologies im dänischen Aabyhoj an dem Enstorgungshäuschen. Und jetzt wollen die Öko-EntsorgerInnen Geld von der EU. Gemeinsam wollen sie die Türen der europäischen Zukunftsbürokratie in Brüssel mit SESAM für eine Förderung aus Euro-Mitteln öffnen. dpa

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