■ Berliner Telegramm: Sogenannte Behinderte im sogenannten Pferdestall
A.: „Jeder hat seinen Marktwert. Und wenn der nicht von anderen erkannt wird, dann muß er selbst ihn entdecken. Denn Lücken im Markt, das weißt du doch, die gibt's immer und im Prinzip auch für jeden. Da haben sich selbst die Krüppel und Idioten so eine Lücke gesucht hier in Berlin, an einem renommierten Ort sogar. Zwar nur im Stall, aber immerhin. Aus Mitleid hat sie schon das Deutsche Theater zu sich eingeladen, und mitleidige Kritiker spenden ihnen Elogen. Denn Mitleid, sag' ich dir, ist auch ein Nachfrageregulativ und nicht das schwächste. – Was meinst du? Die ,Medea‘, die soll einfach gut sein? Ach, Junge, geh mir weg mit solchen vagen ästhetischen... Wie bitte? Ich versteh' dich nicht ganz... Was'n jetzt los?“ B. hat vier undefinierbare Silben gerufen, die von einem die Straße heraufschwellenden Trommelzug aufgefangen und rhythmisch repetiert werden. Unter dem stampfenden, jauchzenden Rambazamba sind A.s weitere Ausführungen leider nicht mehr zu verstehen. mr
Theater RambaZamba des Sonnenuhr e. V., Schönhauser Allee 36–39, 10435 Berlin. Tel.: 4427160.
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