: So viel Laub gibt es nicht
betr.: „Rot-Grün senkt Armutsgrenze“, taz vom 5. 3. 04
Das Arbeitslosengeld II so niedrig zu halten, um Anreize zur Arbeitsaufnahme zu schaffen, klingt ja nun wirklich zynisch. Welche Arbeit sollen denn die über sechs Millionen Arbeitssuchenden aufnehmen? So viel Laub gibt es in der ganzen Bundesrepublik nicht zu fegen und irgendwann sind auch alle Tüten an den Kassen gepackt. Es wird nun Zeit, endlich einmal zu realisieren, dass das ewige Wachstum ein Ende hat (und haben muss) und die zunehmende Industrialisierung auch dafür sorgt, dass immer mehr Güter von immer weniger Menschen produziert werden. Irgendwann ist halt alles da, was mann/frau zum Leben so benötigt. Entweder der Faktor Arbeit wird neu bewertet oder es wird Zeit, eine Maschinensteuer einzuführen. Es muss anerkannt werden, dass in einer derart hochtechnologischen Gesellschaft Arbeit zur Mangelware wird (da das meiste maschinell produziert wird) und dass der Dienstleistungsbereich nur von Menschen bedient werden kann, die auch das dementsprechende Einkommen haben, sich diese Dienstleistungen einzukaufen.
Zudem möchte ich noch auf die wahre Meisterleistung der Regierung Kohl hinweisen: Wenn man sich die Mietkosten vor 1982 anschaut (12 bis 15 % vom Netto) und heutzutage 50 % nicht unüblich sind, so weiß mann/frau, wohin große Mengen des Einkommens geflossen sind. Dieses Geld ist dem Binnenmarkt entzogen worden und auch eine wesentliche Ursache der schwachen Binnenkonjunktur. Wer sich noch erinnern mag, früher sparte mann/frau am Essen, wenn es in den Urlaub gehen sollte. Wer kann heutzutage schon dem/der VermieterIn sagen: Hey, ich will mal in den Urlaub fahren, ich zahl mal vier Monate weniger Miete? THOMAS FENKL, Bremen
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