: So muss der Osten eine taz-Diaspora bleiben
betr.: „Siegestrunken der Zukunft hinterher“, taz vom 12. 10. 99
Als West-PDS-Wählerinnen der ersten Stunde und treue taz-Abonnentinnen müssen wir unseren Herzen endlich Luft machen: Wir wollen uns nicht daran gewöhnen, immer wieder Eure chronische emotionale Ablehnung der PDS in allen Variationen der Lächerlichmachung entgegenzunehmen. Was als süffisanter Journalismus selbstherrlich daherkommt, will uns weismachen: Hier handelt es sich um eine Partei motorisch gestörter („ungelenke Umarmungen“) und kulturell Zurückgebliebener („mickrige Blumensträuße“): Typisch Osten eben! Das heißt für euch nichts weiter als lächerlich. Wir fühlen uns persönlich daffmiert als „links liegen geblieben und von der PDS eingesammelt“.
Selbstverständlich wollen wir von euch eine kritische, scharfzüngige Auseinandersetzung mit der PDS, wir wollen aber keine suggestiv diskriminierenden Bilder („Der Polonaise tanzende Bisky auf der Sonnenallee“).
Mit dieser bornierten Haltung muss der Osten eine taz-Diaspora bleiben. So wird von euch zu unserer großen Sorge ein riesiges Abonnenten-Potential leichtfüßig verstoßen. Dass wir hingegen uns auf ein weiteres eurer emotionalen Steckenpferde freuen sollen: die regelmäßige Heimsuchung durch die Antroposophie-Beilage, lässt uns um die Zukunft der taz umso mehr bangen! Beate und Petra Niehaus, Berlin
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