SEBASTIAN KRUMBIEGEL : So habe ich den Westen verändert
Anfang der Neunzigerjahre, als wir kreuz und quer durch die frisch wiedervereinigte Republik fuhren und den Leuten „Ich wär so gerne Millionär“ vorsangen, hatten wir, je weiter wir in den Westen kamen, oft das Gefühl, dass die Leute sich wunderten, dass wir fließend Deutsch sprachen und wussten, was elektrisches Licht und fließend Wasser sind.
Wir haben uns immer ein bisschen darüber lustig gemacht, und natürlich kann ich sagen, dass wir mit unserer Musik und unseren Texten sicherlich eine Art Botschafter waren, dass die Leute im Westen gemerkt haben: „Die sind ja gar nicht so doof, und wenn die sich ein bisschen Mühe geben, dann kriegen die auch was auf die Reihe“.
Wir hatten damals gerade die Erfahrung gemacht, dass wir etwas verändern können, wenn wir nur hartnäckig genug sind. Die Leute im Osten hatten ja auch wirklich etwas geschafft: Das viel beschworene Gefühl der friedlichen Revolution von Neunundachtzig war nach wie vor allgegenwärtig, und ein Hauch dieses Geistes ist auch heute noch vorhanden. Vielleicht ist das ja sogar das Wichtigste.
Sebastian Krumbiegel ist Sänger der Prinzen. Geboren 1966 in Leipzig, lebt er heute dort