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Smells like teen psychedelia

Angeblich ohne Einflüsse: „The Music“, weiteres nächstes großes Gitarren-Ding aus England, spielen ravigen Rock, für den sie eigentlich zu jung sind

Am Anfang stand die Langeweile. „Jeder Tag war wie der Tag davor und der wie der Tag davor“, beschreibt Schlagzeuger Phil Jordan den Zustand, bevor die Musik ihren Weg zu The Music fand. Als sich die Band vor drei Jahren gründete, waren Robert Harvey, Adam Nutter und Stuart Coleman noch um die 15 Jahre alt und drückten die Schulbank. Die Freizeit war eher trist in ihrem Heimatort Leeds. Außer den Sportvereinen, in die sie nicht gehen wollten, gab es nur Kneipen, in die sie nicht gehen durften. „Wir hingen immer an denselben Orten rum und haben immer das Gleiche gemacht, jeden Tag.“ Also lernte Adam Gitarre-, Stuart Bass-Spielen und Robert sang. Die drei holten Schlagzeuger Phil aus einem Nachbarort hinzu, und fertig war die Band.

Obwohl ihre Musik oft an Manchester-Rave erinnert, weisen The Music jegliche Einflüsse weit von sich. Ihre Musik ist besser als vieles von dem, was vor gut zehn Jahren unter dem Label „Rave“ gehandelt wurde. The Music klingen organischer, psychedelischer, weniger monoton, will heißen: sie rocken. Von dem Charisma der Band – beziehungsweise von Sänger Robert Harvey – konnten sich aufmerksame Musikfernsehen-Gucker durch das Video zur ersten The Music-Single „Take The Long Road And Walk It“ überzeugen. Der lange Weg, den der Sänger zu gehen hat, wird darin dadurch erschwert, dass ein orkanartiger Frontalwind ihn ein ums andere Mal wegpustet – er singt und tanzt jedoch unbeirrt weiter.

Der Start der Bandkarriere war der heimatliche Musik-Preis „The Leeds Bright Young Things“, im Mai 2001 dann erhielten The Music ihren ersten Plattenvertrag, kurz darauf erschien ihre erste Vinyl-Single. Ein Majorlabel brachte im Sommer diesen Jahres ihr erstes Album heraus – unter dem einfallsreichen Titel The Music. Darauf finden sich Psychedelic-Rave-Rock-Stücke, die in ihrer orgiastischen Art und Spielfreude teilweise an dunkleren Hippie-Rock der späten 60er erinnern. Trotz der Jugend der Musiker ist das rund und geschickt gespielt, der Gesang von Robert Harvey lässt stellenweise an Led Zeppelin oder Jane‘s Addiction denken. Also sehr seltsam all das.

Live aber haben sie einen exzellenten Ruf und Sänger Robert Harvey sieht auch noch gut aus. „Wir sind einfach nur vollkommen gelangweilt“, gab dieser zu Protokoll, „gelangweilt vom allgemeinen Lebenskonzept. Das Leben ist generell shit. Es geht nur um Routinen.“ Diese möchten The Music verhindern. Vielleicht sollte mensch sich also an diesem Abend aus der Routine reißen lassen. Sven Rhenius

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