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Skinheads in Brandenburg

■ 276 Festnahmen seit Jahresbeginn/ Interministerielle Arbeitsgruppe/ Ruckriegel: „Das Phänomen des Radikalismus total kriegen wir nicht weg“

Potsdam. Die brandenburgische Landesregierung hat die Bildung einer interministeriellen Arbeitsgruppe zur Bekämpfung des Radikalismus beschlossen. Wie Innenstaatssekretär Werner Ruckriegel am Mittwoch in Potsdam vor der Presse erklärte, soll die Arbeitsgruppe ein Konzept erarbeiten, das politische und polizeiliche Maßnahmen zur Vorbeugung und Bekämpfung von Gewalt beinhaltet. In dem Gremium sollen Vertreter der Ministerien Inneres, Justiz, Soziales und Jugend/Bildung beteiligt sein. „Das Phänomen des Radikalismus total kriegen wir nicht weg“, schränkte Ruckriegel ein. Nach Auskunft von Hartmut Bosch, Abteilungsleiter Polizei des Innenministeriums, gibt es im Land Brandenburg rund 550 „hausgemachte“ Skinheads, konzentriert in Oranienburg, Potsdam, Cottbus, Eisenhüttenstadt, Guben, Frankfurt (Oder) und Schwedt. Die „Skins“ begingen meist Körperverletzungen und Hausfriedensbruch, seltener Diebstähle. Es gebe noch keine „Skin-Kartei“, sagte Bosch. Art und Zahl der Straftaten sowie Opferzahlen seien noch nicht systematisch erfaßt. Seit Jahresbeginn habe es 276 Verhaftungen gegeben. Die brandenburgischen Zentren für Hooligans sind nach Angaben von Bosch Strausberg und Zossen. Der Abteilungsleiter sprach von „sehr starken Verbindungen zu Berlin“. Es gebe bei den „Hools“ eine ausgeprägte Reisetätigkeit von Fußballspiel zu Fußballspiel. Ernst Urlau, Abteilungsleiter Verfassungsschutz, sagte, Skinheads gibt es in Ostdeutschland schon seit 1981: „Sie wurden bis zur Wende unter dem politischen Deckel gehalten. Das sind ostdeutsche Altlasten.“ Kontakte zu neonazistischen Gruppierungen im Westen bestünden seit 1988. Ein Potential an Nachahmern zwischen 15 und 18 Jahren ist entstanden. adn

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