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Simon Poelchau über die Warnstreiks bei VWDer Vorstand ist schuld

Was für eine Bescherung. Pünktlich zur Adventszeit eskaliert der Arbeitskampf bei Volkswagen. Die IG Metall ruft in allen deutschen Werken des Autobauers zu Warnstreiks auf. Aber die Schuld daran liegt nicht bei der Gewerkschaft. Wer die Verantwortlichen suchen will, wird sie im Konzernvorstand finden.

Von Anfang an setzte das Management auf größtmögliche Eskalation. Es droht mit Massenentlassungen und Werkschließungen, sogar Lohnkürzungen im zweistelligen Prozentbereich sind kein Tabu mehr. Als ob es die einfachen Beschäftigten gewesen wären, die den Konzern mit zu langem Zögern bei der Elektromobilität sowie dem Dieselgate an die Wand fuhren. Und als ob reine Lohndrückerei den Autobauer retten würde und es in Zeiten der Transformation nicht vor allem einer tragfähigen Zukunftsvision bedarf.

Trotzdem haben die Gewerkschafter zunächst guten Willen gezeigt, sie haben ein Konzept erarbeitet, wie der Autobauer aus der Krise kommen könnte. 1,5 Milliarden Euro waren sie bereit, als Beitrag der Beschäftigten auf den Tisch zu legen. Doch die Manager lehnten ab. Sie wollen weiterhin Massenentlassungen und Werkschließungen. Die Wolfsburger Chefs beweisen damit nicht die Weitsicht, wie sie ihre Vorgänger vor 30 Jahren hatten. Damals war der Autobauer schon mal in einer Krise. Doch kam es nicht zu Entlassungen im großen Stil. Konzern und IG Metall einigten sich auf die Beschäftigungssicherung und die Einführung einer Viertagewoche. 30.000 Arbeitsplätze wurden damit gerettet.

So bleibt zu hoffen, dass die IG Metall mit ihrem Arbeitskampf erfolgreich ist und Werkschließungen sowie Massenentlassungen abwenden kann. Denn in dieser Auseinandersetzung geht es nicht allein um VW. Es geht darum, wie die Transformation zu einer klimaneutralen Gesellschaft gestaltet wird: Ziehen die Konzernchefs diese Transformation in Manchester-Kapitalismus-Manier ohne Rücksicht auf Verluste durch oder wird sie fair gestaltet? Denn dass sie stattfinden wird, daran besteht kein Zweifel. Die Frage ist nur, ob sie auch sozial sein wird.

der tag

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