: Sikh–Tempel erneut gestürmt
■ Indische Truppen stürmten zum siebten Mal das höchste Heiligtum der Sikh–Religion und nahmen 50 Sikhs fest / Polizei auf der Suche nach radikalen Studenten im Goldenen Tempel
Amritsar (afp/dpa/taz) - Indische Truppen haben am Mittwoch zum siebten Mal den Golden Tempel in Amritsar, das höchste Heiligtum der Sikh–Religion, gestürmt. Rund 600 Mitglieder der paramilitärischen „Central Reserve Police Force“ (CRPF) sowie 400 bewaffnete Polizisten durchsuchten die Tempelanlage nach militanten Sikhs. Etwa 50 Sikhs seien bei der Razzia festgenommen worden, gab die Polizei bekannt. Nach Augenzeugenberichten befanden sich zum Zeitpunkt der Polizei–Operation rund 8.000 Gläubige im Tempel. Männer wie Frauen seien nach Waffen durchsucht worden. Schon zuvor hätten sich einige Polizisten unter die Gläubigen gemischt und sie ausgefragt. Nach Angaben der Polizei gab es von seiten der Sikhs keinerlei Widerstand. Im vergangenen Mai hatte Premierminister Rajiv Gandhi die gewählte Landesregierung des Punjab, an der auch die Sikh–Partei Akali Dal beteiligt war, abgesetzt, und den unruhigen Unionsstaat unter die Verwaltung der Zentralregierung gestellt. Einen Tag nach dem ersten bedingten Friedensangebot der militanten Sikh–Führung hat die Verwaltung am Dienstag angeordnet, den Goldenen Tempel erneut zu stürmen, nachdem Gerüchte über ein Treffen der radikalen Studentenvereinigung der Sikhs im Tempel laut geworden waren. Den meisten polizeilich gesuchten Sikh–Studenten gelang jedoch die Flucht aus dem Tempelkomplex, bevor die Polizei einrückte. Bereits am 25.Juni war der Goldene Tempel von Sicherheitskräften gestürmt worden. Damals nahm die Polizei zehn gesuchte Sikhs fest. Im Juni 1984 hatten indische Truppen den Tempelkomplex zum ersten Mal angegriffen, um den Widerstand der Sikh–Extremisten unter ihrem damaligen Chef Sant Jarnail Singh Bhindranwale zu brechen. Bei dieser Aktion starben mindestens 1.000 Menschen, darunter auch Bhindranwale. Der Tempelsturm hat maßgeblich dazu beigetragen, daß viele Sikhs die Zentralregierung bekämpfen.
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