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„Siemens hat auf breiter Front versagt“

■ Hochbauamt sieht sich als Sieger im Uni-Bau-Wettbewerb / Siemens beklagt „Behördenstruktur“

Einen klaren ersten Platz hat das Hochbauamt bei einem Wettbewerb gemacht, den Wissenschaftssenator Henning Scherf im September vergangenen Jahres ausgerufen hatte. So jedenfalls sieht es das Hochbauamt. Doch auch der Wettbewerbsgegner, der Siemens-Konzern, meint, besonders erfolgreich abgeschnitten zu haben. Es geht um die parallele Planung von zwei neuen Institutsgebäuden für die Bremer Universität zum Preis von jeweils gut 25 Millionen Mark. Festgestellt werden sollte, ob ein solcher Bau nicht schneller und billiger verwirklicht werden kann, wenn er nicht von der staatlichen Baubürokratie, sondern von einem privaten Generalübernehmer verantwortet wird – angesichts der Absicht, in den nächsten zehn Jahren für über eine Milliarde Mark an der Bremer Uni zu bauen, keine nebensächliche Frage.

Ende Februar, fünf Monate nach Auftragserteilung, hatten Hochbauamt und Siemens fristgerecht die fertigen Planungen vorgelegt. Beide bleiben deutlich unter den Kostenrichtwerten, die der Bund für solche Universitätsbauten festgelegt hat. Doch trotzdem sieht das Hochbauamt in diesem Wettbewerb kein Kopf-an-Kopf-Rennen, sondern einen klaren eigenen Sieg. „Unser Aufwand für die Zuarbeit bei den Siemens-Planungen war für uns fast genauso groß, wie der Gesamtaufwand unserer eigenen Planung“, meint Bau-Abteilungsleiter Gottfried Zantke. Hochbauamt-Leiter Falko von Strauß sagt es noch drastischer: „Der Projektsteuerer Siemens hat auf breiter Front versagt.“ Als Ergebnis müsse festgehalten werden, daß in diesem Verfahren „das Hochbauamt Siemens erhebliches Know-How verschafft hat“. Und in der internen Auswertung des Hochbauamtes heißt es, die Beauftragung von Siemens sei „für das Land Bremen als unwirtschaftlicher zu bezeichnen“.

Das sieht der Münchener Konzern ganz anders. Der für die Projektsteuerung zuständige Bremer Siemens-Mitarbeiter Behnsen: „Die Planung haben wir völlig selbständig gemacht, da hat es keinerlei Zuarbeit des Hochbauamtes gegeben.“ Die Behörde habe lediglich „in einem sehr zeitaufwendigen Verfahren die große Zahl von bremenspezifischen Bauvorschriften erläutert“. Außerdem sei die Siemens-Planung durch langwierige Vertragsverhandlungen behindert worden. Behnsen: „Die Behördenstruktur ist eben so, daß aus unserem dreiseitigen Vertragsentwurf am Ende ein mittleres Buch geworden ist. Das hat natürlich viel Zeit gekostet.“ Doch letztlich habe es eine „produktive und effektive Zusammenarbeit zwischen Siemens und Hochbauamt gegeben.

Zufrieden zeigt sich auch der Wissenschaftssenator mit dem bisherigen Stand des Wettbewerbs Hochbauamt-Siemens. „In beiden Fällen sind sehr gute Ergebnisse herausgekommen“, sagt der zuständige Referent Dietrich Bergemann. Nachhilfebedürftig sei ihm der Siemenskonzern während des Verfahrens allerdings nicht vorgekommen. Bergemann: „Die Vertragsverhandlungen waren sehr kompliziert. Aber danach hatte Siemens die Bauunterlagen blitzschnell und tip-top fertig.“

Für eine abschließende Bewertung des Wettbewerbs sei es allerdings noch zu früh. Schließlich gebe es bisher nur zwei Planungen. Wie gut die seien, werde sich letztlich erst herausstellen, wenn der Bau fertig ist. Bisher hat der Wissenschaftssenator noch nicht einmal den Ausschreibungstext formuliert. Dirk Asendorpf

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