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■ QuerspalteSieger sehen anders aus

Daß es mit Ost und West und diesen Dingen nicht so ist, wie einem der Common sense weismachen will, denke ich schon seit Jahren. Während die Ost- Freunde also pragmatische Berufswege gingen, Familien gründeten und feierabends das Leben auf ihren Datschen vor Berlin genießen und auch gern Holz hacken, verkomplizierten die West-Freunde ihr Leben in anstrengenden Versuchen, Leben und Arbeit zusammenzubringen, verschuldeten sich aus Ekel, sich mit den Schergen des Finanzamtes auseinanderzusetzen, und wurden also eher zu Losern, ohne noch an die Lebensmaximen, die eine Weile lang in West-Berlin en vogue waren, zu glauben: „Immer versucht, immer gescheitert. Wieder versucht, wieder gescheitert.“ (Beckett)

Die Schönheit der westlichen Scheiterphilosophie samt ihren mystischen Elementen („Wirf alles, was du hast, ins Feuer bis zu den Schuhen. Wenn du nichts mehr hast, denk nicht einmal ans Leichentuch und wirf dich nackt ins Feuer.“ Musil) war den Ost-Freunden fremd. Und nachdem ich fünfmal hintereinander gegen Judith im Tischtennis verloren hatte, fand ich das Verlieren auch eher blöd. Jenseits der Arbeitslosenquoten sind die Ostler lebenstüchtige Pragmatiker. Deutlich wird das, wenn man Ost- und West- Stars vergleicht: hier „Firehead“ Matthias Sammer, da der abgedrehte Lothar Matthäus, der vorgestern übrigens entschieden leugnete, Noch-Ehefrau Lolita an den Haaren gezerrt zu haben; hier der vitale Manfred Krug, da der matte Harald Juhnke; hier fröhliche Ost-Kinder, die früher im Haushalt mithelfen, da West- Kids, die häufiger depressiv sind als ihre östlichen AltersgenossInnen, wie eine Untersuchung von Wissenschaftlern aus Thüringen und NRW herausfand. Grund für die unterschiedliche Depressionsneigung sei ein „stärker am Kollektiv orientiertes“ Aufwachsen im Osten. Haupterziehungsziele im Westen sind hingegen die Entwicklung von Selbstwertgefühl und Durchsetzungsvermögen. Aber nur das Ergebnis zählt, und das zeigt: Sieger sehen anders aus! Detlef Kuhlbrodt

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