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Siebter Himmel für Sweeties

Karens KochKunst – die Serie der taz hamburg für GenießerInnen.50. und letzter Teil: Süße Sünden  ■ Von Karen Schulz

Sind Sie ein Süßschnabel? Anders gefragt: Ist ein Dessert als Abschluss nach einem Menü ein Muss oder schreckt Sie der Gedanke eher ab? An dieser Frage spaltet sich im Restaurant die Menschheit in zwei Lager. Wer vor vorausgeahntem Genuss die Augen verdreht, wenn Begriffe wie Schokoladenmousse, Parfait oder Sorbet fallen, für den bedeutet etwas Süßes die Erfüllung eines kulinarischen Versprechens, die Krönung des Mahls. Und so manches Mitglied dieses Lagers würde für ein perfektes Dessert sogar auf den Hauptgang verzichten – das macht den wahren Süßschnabel aus.

Zu deren Glück gibt es Menschen, für die die Herstellung von Desserts eine ebensolche Leidenschaft ist, wie beispielsweise Chefpatissiere Astrid Nordmeyer. Sie beschwört im kürzlich eröffneten Restaurant Latini für Hamburger Naschkatzen den Himmel auf Erden. Mit Köstlichkeiten wie Sorbet aus schwarzen Johannisbeeren, Buttermilchmousse im Mandelblatt, Grießvariationen oder Limettenparfait verführt sie die Gäste zu süßen Sünden nach dem Genuss der ebenfalls köstlichen Hauptgerichte. Wer sich das entgehen lässt, ist entweder ein Dessertmuffel – oder bereut es bitterlich, den TischnachbarInnen beim Schlemmen lediglich zusehen zu dürfen.

Dass Astrid Nordmeyer sich für eine süße Karriere entschied, kam in ihrer Gastronomenfamilie einer kleinen Rebellion gleich: An der Konditorei lockte sie das Handwerkliche ebenso wie das filigrane Arbeiten – und Torten schichten, gestalten und verzieren ist wahrlich eine Kunst. Der Schritt in die Patisserie, die süße Abteilung im Restaurant, war der logische Weg zurück zur Familientradition: Seither serviert die Dessertvirtuosin ihren Gästen wunderschön gestaltete Arrangements aus besten Zutaten und berät vorher gerne bei der Auswahl. Die kleinen Kunstwerke, die da mit frischen Früchten und Blüten verziert auf dem Teller prangen, sind fast zu schade zum Vernaschen.

Wer nicht nur im Genuss schwelgen, sondern die Künste der Dessertherstellung auch praktisch kennenlernen möchte, kann im Latini an Kochkursen teilnehmen: Zuerst werden die Novizen von Küchenchef Fred Nowack und seinem Team in die Kunst einer italienisch inspirierten modernen Küche eingeführt und dürfen dann unter Astrid Nordmeyers Ägide selbst die Teller für die süßen Sünden dekorieren. Wer dort erst einmal das weiße Schokoladenmousse zubereitet und gekostet hat, ist für die nur dem Namen nach vergleichbaren Fertigprodukte aus der Kühltheke für immer verloren!

Dass auch die Autorin zu der Spezies Mensch gehört, die für Süßes jeden noch so gelungenen herzhaften Gaumenschmaus stehen ließe, mag an der Rezeptauswahl der hiermit beendeten KochKunst deutlich geworden sein: Nur selten wartet ein Kochbuch mit einem Patt zwischen Herzhaftem und Süßem auf, wie es bei den bisherigen 49 Rezepten der Fall ist.

Die Autorin verabschiedet sich in der Hoffnung, damit die Küche nicht nur der Süßschnäbel bereichert zu haben.

Ristorante Latini, Friesenweg 5 (Bahrenfeld), Reservierung und Infos zu Kochkursen unter Tel.: 89 06 28 82.

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