piwik no script img

Siebenmeter-Segen

■ TUSEM Essen trotz einer 16:21 Niederlage in Moskau gegen Dynamo Astrachan im Europacup-Halbfinale

Moskau (dpa) — Der Held stand zwischen den Pfosten: Bernd Ebner. Der 23jährige Ersatz-Torwart war in Moskau der Garant für den Einzug von TUSEM Essen in das Europapokal-Halbfinale der Cupgewinner. Zwar unterlagen die Essener Gastgeber Dynamo Astrachan im Viertelfinal-Rückspiel mit 16:21, hatte aber das Hinspiel mit 22:14 zahlenmäßig höher für sich entschieden. Vier der sieben Siebenmeter Astrachans parierte der Hecker-Vertreter Ebner mit Bravour. Die restlichen drei verfehlten ihr Ziel.

TUSEM Essen erreichte damit zum siebten Mal in seiner Vereinsgeschichte das Halbfinale eines Handball-Europacups. Mit dem Europapokalsieger TSV Milbertshofen steht der Gegner bereits fest. Nach dem Reglement des Internationalen Handball-Verbandes (IHF) darf nämlich kein Verband beide Finalisten stellen.

Angesichts der vergebenen Flut von Siebenmetern verstand Astrachans Coach Wladimir Gladschenko die Welt nicht mehr. Auch für ihn war Bernd Ebner der Matchwinner. Ebner, als Junioren-Nationaltorwart vom VfL Günzburg gekommen, stand in Essen immer im Schatten von Nationaltorhüter Stefan Hecker. Als diesen eine Fingerverletzung außer Gefecht setzte, schlug die Stunde des Reservisten. Schon beim Hinspiel, als er zwei Strafwürfe hielt, und nun in Moskau, wohin man in beiderseitigem Einvernehmen das Rückspiel verlegt hatte, nutzte der Keeper seine Chance.

Neben Ebner hatte Essen noch ein paar andere Matchwinner bei dieser Niederlage ohne Folgen: Die drei Abwehrstrategen Happe, Schargy und Stoschek im Mittelblock sowie den jungen Kohlhaas. Als die Trainer Petre Ivanescu und Marius Czok nach etwa 20 Minuten den schwachen Angriff umbaute, Fraatz in die Mitte beorderten und Kohlhaas auf Halblinks stellten, bedankte sich der gebürtige Dortmunder mit viel Druck und drei wichtigen Treffern. Fraatz schoß zwar eine Menge „Fahrkarten“, erzielte aber auch mitentscheidende sieben Treffer.

„Mit diesen Toren hat Fraatz uns sehr geholfen“, urteilte Czok und kritisierte vor allem die Leistung in der ersten Halbzeit, als TUSEM nach 15 Minuten (2:6) unterzugehen drohte. „Zu große Hemmungen und ängstlich bis feige.“ So charakterisierten Ivanescu und Czok ihr Team in dieser Phase. „Gut nur, daß die Deckung stand und dann im zweiten Spielabschnitt aggressiver operiert wurde. Zusammen mit den tollen Reaktionen von Ebner brachte das letztlich den Einzug ins Halbfinale.“ Angst vor Milbertshofen haben die beiden Trainer nicht: „Mit konzentrierten Leistungen können wir ins Finale vorstoßen.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen