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■ Sondierungsgespräche allerorten: DGB traf erstmals GAL / Sozialdemokraten tagten zum zweitenmal mit der Statt-Partei

Guten Appetit! Am gestrigen Vormittag ging die Reihe der Sondierungsgespräche zum Thema „Wer mit wem“ als Parallelslalom weiter. Während die Chefs der DGB-Einzelgewerkschaften viereinhalb Stunden mit der GAL palaverten, schmausten die Sozialdemokraten mit Wegners Statt-Partei: „Es gibt eine Möglichkeit gegen Rot-Grün“, behauptete Wegner verheißungsvoll, als die SPD-Delegation im Büro der Statt-Partei eintraf. Sprachs und schloß die Tür, die sich bis Redaktionsschluß noch nicht wieder öffnete.

Während vor allem DGB-Chef Pumm, der ÖTV-Vorsitzende Fritsch und GEW-Chef de Lorent sich für ernsthafte Koalitionsgespräche zwischen Rot und Grün aussprachen, stellten die Vertreter der Industriegewerkschaften die Kritik am GAL-Programm in den Vordergrund. So kritisierte Christoph Burmeister (Bau, Steine, Erden) die „diffusen wirtschaftspolitischen Vorstellungen“ der Grünen und war skeptisch, „ob eine Wohnungsbaupolitik in dem erforderlichen Maß mit der GAL möglich ist.“ Franz Thönnes von der IG-Chemie fügte hinzu: „Die GAL verkennt die Beziehungsverhältnisse in der Wirtschaft und unterschätzt die Bedeutung des Hafens für den Arbeitsmarkt“.

Die beiden Gewerkschaftschefs wollen sich nun am Donnerstag mit VertreterInnen der Statt-Partei zum Gespräch treffen; sehr zum Ärger der auf Rot-Grün eingeschworenen Einzelgewerkschaften: Sie befürchten, daß mit diesem Gespräch das Votum der Kreisdelegiertenkonferenz für Rot-Grün unterlaufen wird. DGB-Chef Erhard Pumm aber, der an dem Treffen ebenfalls teilnehmen wird, sieht das anders: „Der Beschluß verordnet uns keine Kontaktsperre mit der Statt-Partei“.

Für GEW-Chef Peter de Lorent hingegen ist „eine Politik für die kleinen Leute mit der Partei der Nobelvorort-Wähler nicht machbar“, Rolf Fritsch hält eine Zusammenarbeit „mit einer Partei ohne Fraktionszwang“ für „nicht kalkulierbar. Dieter Schöneck von der Gewerkschaft der Polizei, die sich schon vor den Wahlen mit der Statt-Partei zum Positionsaustausch traf, attestiert der Wählervereinigung ein „hohes Maß an Inkompetenz“. Gemeinsam aber forderten alle von der GAL eine „Korrektur in der Wirtschaftspolitik“ und Bewegung bei den Themen Hafenerweiterung, vierte Elbtunnelröhre und Elbvertiefung.

Doch Rolf Fritsch ortet hier bereits Kompromißspielraum: „Zwischen einem kategorischen Ja und einem kategorischen Nein gibt es jede Menge Zwischentöne“.

Marco Carini

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