piwik no script img

Showbiz ist hart

■ Die Hamburger „Stage School“ bringt „A Chorus Line“ auf deutsch

Ein ganzer Saal voller Tänzerinnen und Tänzer, die alle nur Eines denken: „Ich brauch den Job“. Eine Besetzungsprobe für eine neue Broadway-Show liefert den immer wieder aktuellen Stoff für das inzwischen 20 Jahre alte Musical A Chorus Line. Kaum ein Stück eignet sich mehr als Abschlußproduktion für angehende Musical-Darsteller. Die Stage School of Music, Dance and Drama präsentierte am Mittwoch auf Kampnagel ihren dritten Absolventen-Jahrgang mit diesem New Yorker Dauerbrenner.

Gilian Scalici, Leiterin der School und einst selbst Mitglied der Originalbesetzung, ist es gelungen, die Rechte für eine Neuinszenierung in deutscher Sprache zu bekommen – sehr zum Verdruß des Schauspielhauses, das A Chorus Line auf die Liste seines Musical-Sommer-Programms gesetzt hat.

Die Biographien der Tänzer und Tänzerinnen, die einfach etwas über sich erzählen sollen und dabei viel von ihren intimsten Erfahrungen preisgeben, sind für die deutsche Fassung aktualisiert worden. Ihre Geburtsjahrgänge sind jetzt zehn Jahre später angesiedelt als in der Originalfassung. Das zeigt, wie jung die Bewerberinnen noch sind, aber auch, wie schnell man in diesem Geschäft zum alten Eisen gehört.

Die Leistungen der Absolventen, die am Mittwoch Gelegenheit hatten, ihr Können zu zeigen, waren gemischt. Wenn das der einheimische Musical-Nachwuchs ist, gibt es in Deutschland wohl immer noch kaum Talente für dieses anspruchsvolle Genre. Singen, tanzen, schauspielern und dabei noch gut aussehen, das sind Voraussetzungen, die offensichtlich selten in einer Person anzutreffen sind. Sicherlich toleriert das Musical eine größere Vielfalt im Körperbau. Individualität ersetzt aber nicht Können und Training. Ein paar wirklich schöne Stimmen waren zu hören, und darstellerisch waren vor allem die Frauen stark. Die Männer hingegen waren auf diesem Gebiet nicht so gut, ein Manko, das sie jedoch durch tänzerische Leistung wettmachen konnten. Der eine und die andere wird es sicher schaffen, auf der Bühne Fuß zu fassen, aber der Weg bis dahin ist noch weit.

Iris Schneider

Noch bis zum 26. April auf Kampnagel

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen