frisches flimmern : Show must go on
Die Filme setzen Künstlern auf filmische Weise ein Denkmal:
Artisten
Konrad Thurano (95) ist der älteste aktive Varietékünstler der Welt. Der gebürtige Düsseldorfer stand schon im Pariser Lido und in Las Vegas auf der Bühne. Er hatte Auftritte mit Charlie Rivel, Rastelli und Charlie Chaplin. Noch heute zeigen Konrad und sein Sohn Johannes ihre legendäre gemeinsame Drahtseildarbietung „Crazy Wire Act“, eine akrobatische Nummer mit Comedy-Elementen. Der Dokumentarfilm „Die Thuranos - Leben auf dem Drahtseil“ von Kerstin Stutterheim und Niels Bolbrinker („I don‘t mean a thing“) beschreibt die berühmte Künstlerfamilie. Den Rahmen bildet eine Darbietung im neuen Apollo-Varieté in Düsseldorf, wo 1927 auch Konrads Zirkuskarriere begann. Statt Bankkaufmann zu werden, absolvierte er lieber eine ordentliche Ausbildung zum Artisten. Später emigrierten die Thuranos nach Südafrika. Nach einem schweren Sturz Konrads kehrten sie in der Nachkriegszeit zurück. In ihrer Dokumentation verbinden die beiden Filmemacher Ausschnitte aus der aktuellen Bühnenshow mit Aufnahmen aus dem familieneigenen Filmarchiv. So entsteht ein seltenes Bild vom abenteuerlichen Leben in der Glitzerwelt des Zirkuslebens – zwischen Attraktion, Erfolg, Schicksalsschlägen und Miseren.
Musiker
Die Blues-Familie schrumpft. Es leben nur noch wenige große Stars. Antoine Fuquas (“The Replacement Killers“) will mit seiner Musikdokumentation „Lightning in a Bottle“ die Geschichte des Blues erzählen. Sein Konzertfilm hält ein Benefizkonzert in der New Yorker Radio City Music Hall aus dem Jahre 2003 fest. Das beginnt mit der afrikanischen Sängerin Angélique Kidjo. Doch die filmischen und musikalischen Höhepunkte setzen die noch verbliebenen letzten Blueslegenden wie B.B. King, Buddy Guy, Clarence Brown, David Edwards bis zum „Fat Man“ Solomon Burke, der seinen Auftritt auf einem Thron sitzend absolvierte. Der Konzertfilm markierte den Auftakt zur vom US-Kongress ausgerufenen „Year of Blues“-Aktion. Insgesamt entstanden sieben, von Martin Scorsese produzierte Filme über den Blues. Unter der Schwemme an Blues-Filmen aus Amerika war auch Wim Wenders‘ Beitrag „The Soul of a Man“. In seiner Blueshommage „Lightning in a Bottle“ zeigt Regisseur Fuquas auch Bilder von den Proben, aus dem Backstagebereich und blickt mit der Kamera tief in die faltigen Gesichter. Ein etwas unruhiger, ausschnitthafter Musikfilm über ein fünfstündiges Konzert. In voller Länge wird „Lightning in a Bottle“ erst auf DVD zu sehen sein.
STEFAN ORTMANN