: Show für Auserwählte
■ Asienspiele: Eröffnung als Demonstration für Kuwait und für Pekings Anspruch auf Olympia 2000
Peking (dpa) — Mit einem Fest der Superlative hat China die 11. Asienspiele begonnen: Vor 72.000 Zuschauern eröffnete Staatspräsident Yang Shangkuh am Samstag das bisher größte Sportereignis in China. Die im Pekinger Arbeiterstadion vollzählig versammelte politische Führungsspitze des Landes erhofft sich ein Jahr nach dem Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens, mit dem die Demokratiebewegung niedergeschlagen wurde, einen großen Prestigegewinn.
Die von über 30.000 Mitwirkenden gestaltete dreistündige Eröffnungsfeier wurde zu einer politischen Demonstration für das vom Irak überfallene Kuwait. Beim Einmarsch der 36 Mannschaften wurde das Kuwait-Team besonders herzlich begrüßt und von Chinas politischer Elite ebenfalls mit demonstrativem Beifall bedacht. Die 56köpfige Abordnung aus Kuwait trug teilweise Trauerflor und hielt der Menge Poster mit dem Bild des Emirs und ein Schild mit der Aufschrift „Kuwait ein langes Leben“ entgegen. Den Zuschauern wurde die Eröffnungsrede von Scheich Fahad Al Ahmad Al Sabah vorgelesen, der bei der Verteidigung seines Landes ums Leben gekommen war. Der Scheich präsidierte den Olympischen Rat Asiens (OCA), der den Aggressor Irak am vergangenen Freitag von den Asienspielen ausgeschlossen hatte.
Die Feier wurde untermalt von farbenprächtigen folkloristischen Darstellungen aus chinesischer Geschichte und Gegenwart. Noch nie habe er eine solch eindrucksvolle Eröffnungsveranstaltung erlebt, zitierte die chinesische Nachrichtenagentur 'Xinhua‘ IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch. Der von weiteren 70 IOC-Mitgliedern begleitete Spanier war die in diesen Tagen in Peking am meisten umworbene Persönlichkeit. Bei einem Empfang sagte Staatspräsident Yang Shangkuh: „Es ist mein Wunsch, daß Peking die Olympischen Spiele 2000 veranstalten darf.“ Samaranch entgegnete: „Pekings Sportstätten haben bereits olympischen Standard. Die Stadt kann sich mit Zuversicht bewerben.“
Wie das hermetisch abgeriegelte Stadion, das nur durch Sicherheitsschleusen betreten werden konnte, befand sich ganz Peking am Samstag in einem Ausnahmezustand. Die noch vier Stunden vor der Eröffnung von einem leichten Erdbeben erschütterte Elf-Millionen-Metropole wirkte im Zentrum fast menschenleer.
Der Eintrittspreis für die Eröffnung betrug mit Karten zwischen 300 und 400 Yuan (100 und 133 Mark) mehr als das Doppelte eines Monatsverdienstes. So fanden in dem von Tausenden von Soldaten kontrollierten Arbeiterstadion nur Auserwählte Platz: Gäste, Funktionäre, ausländische Besucher. Einige wenige Karten, die in den letzten Tagen in den freien Verkauf gekommen waren, blieben unverkäuflich.
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