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Sexismus im bayerischen Landtag

■ Süffisante Zwischenrufe der CSU–Abgeordneten bei dem Thema „Gewalt gegen Frauen“ / CSUler diskriminieren Grüne

Von Luitgard Koch

München (taz) - „Unerträglichen Sexismus im Landtag“ prangerten gestern auf einer Pressekonferenz Grüne Frauen und SPD Frauen an. Anlaß für die fraktionsübergreifende Frauensolidarität war das Verhalten der CSU– Abgeordneten während einer Rede der grünen Landtagsabgeordneten Ingrid Psimmas zum Thema „Gewalt gegen Frauen und Vergewaltigung“. Die CSU–Frauen nahmen nicht teil. „Die sind wahrscheinlich zurückgepfiffen worden“, vermutet die SPD–Abgeordnete Hedda Jungfer. Nur mit Mühe und unter lautem Gejohle aus den Reihen der CSUler konnte Ingrid Psimmas am vergangenen Donnerstag sprechen. „Da brauchen sie doch keine Angst davor haben“, rief der CSU–Abgeordnete Spitzer dazwischen, als sie von Vergewaltigung und Anmache auf der Straße sprach. Die CSU–Abgeordnete Barbara Stamm aus Würzburg keifte: „Sind sie überhaupt weiblich?“, als Ingrid Psimmas meinte: „Für uns muß die Zukunft weiblicher werden“. Noch eindeutiger äußerten sich zwei CSU– Abgeordnete im Privatgespräch in den Wandelgängen des Hohen Hauses. „Bei manchen Frauen lohnt es sich nicht, sie zu vergewaltigen“, bemerkten sie unüberhörbar, als die Grüne Abgeordnete an ihnen vorbeiging. Um dieses frauenverachtende Klima im Ältestenrat zur Sprache zu bringen, beantragte die Grüne Fraktionssprecherin Margarethe Bause mit Unterstützung der SPD eine Sondersitzung des Ältestenrats. Sie verlangte eine Entschuldigung. Doch bei den Christsozialen keine Reaktion. Vielmehr versuchte mann, allen voran der CSU–Fraktionsvorsitzende Tandler, die Zwischenrufe aufzurechnen. Außerdem: Ein Auftritt in schwarzer Lederhose sei natürlich nicht damenhaft. „Sie hat es selber provoziert“, so die Meinung des CSU–Abgeordneten Wilhelm.

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