: Seoul: Studentenführer verhaftet
■ Dem führenden Vertreter der Studentenbewegung wird Verunglimpfung der Regierung vorgeworfen / Kontroverse um die Bestattung des getöteten Werftarbeiters geht weiter
Seoul (wps) -Zum ersten Mal seit der Ankündigung demokratischer Reformen durch die Regierung in Seoul ist am Dienstag wieder ein führender Vertreter der Studentenbewegung verhaftet worden. Der 24jährige Woo Sang–Hoo, Vorsitzender des kürzlich gegründeten Studentenrates der Yonsei– Universität, wurde unter dem Vorwurf festgenommen, er habe nicht genehmigte Demonstrationen angeführt und die Regierung verunglimpft. Am Montag war in der New York Times ein Interview mit Woo erschienen, in dem dieser erklärt hatte, die südkore anischen Studenten „kämpften gegen ein faschistisches Militärregime, vergleichbar dem Regime Adolf Hitlers“. Am gleichen Tag wurden auch fünf aus der Yonsei zwangsexmatrikulierte Studenten wegen der „Anzettelung von Arbeitskonflikten“ bei einer Tochterfirma von „Lucky Goldstar“ verhaftet. Viele Studenten in Südkorea gehen als Arbeiter in die Fabriken und versuchen dort, Gewerkschaften aufzubauen. Während der Leiter der Staatspolizei und der südkoreanische Ministerpräsident sich inzwischen bei der Familie des auf der Daewoo–Werft getöteten Arbeiters Lee Sok ky formell entschuldigt haben, gehen in den Oppositionsgruppen die kontroversen Diskussionen über das wann und wo der Bestattung des neuen Märtyrers weiter. Ähnlich wie im Fall des bei einer Demonstration getöteten Studenten Lee Han yol möchte die Familie den Sohn gern unspektakulär in der Nähe ihres Wohnortes beisetzen, während oppositionelle Arbeiterverbände die Leiche lieber auf dem Friedhof von Kwangju begraben möchten, wo bereits die Opfer des Aufstandes von 1980 liegen.
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