: Senator Ulf Fink für CDA–Vorsitz nominiert
■ Niederlage für Blüm und Kohl bei der Nachfolge von Blüm / Favorit von Kanzler Kohl, Soenius, unterlag in der Kampfabstimmung im CDA–Bundesvorstand
Aus Düsseldorf J.Sonnenschein
Der Bundesvorstand der Christlich–Demokratischen–Arbeitnehmerschaft (CDA) hat nach einer Kampfabstimmung am späten Dienstag abend den Berliner Sozialsenator Ulf Fink zum Nachfolger von Norbert Blüm vorgeschlagen. Völlig überraschend unterlag der Kohl/Blüm–Favorit Heinz Soenius, der Kohl noch aus gemeinsamen Junge–Union–Zeiten kennt, seinem Konkurrenten aus Berlin. Für Fink, der als Bei sitzer dem CDA–Vorstand angehört, votierten 21, für Soenius nur 16 Vorstandsmitglieder. Auf der Tagung in Königswinter hatte Blüm bis zuletzt für seinen Mann gekämpft. Um 22.15 Uhr, nach fast fünfstündigen Debatten, war auch seine empfindliche Schlappe besiegelt. Endgültig wird über den Vorsitz auf der CDA–Bundestagung im Oktober in Hamburg entschieden. Von Sitzungsteilnehmern wurde das Votum als Wunsch interpretiert, christliche Arbeitnehmerpolitik zukünftig unabhängiger von Koalitionszwängen formulieren zu können. Der Vorstand habe sich eindeutig gegen eine „Statthalterlösung“ und für eine „authentischere christliche Arbeitnehmerpolitik“ entschieden. Soenius, Landtagsabgeordneter in NRW und Geschäftsführer der Kölner Stadtwerke, galt als ausgesprochener Kohl–Getreuer, während Ulf Fink, ehemals Bundesgeschäftsführer der CDU, zu den „Erneuerern“ in der CDU gezählt wird. Fortsetzung auf Seite 2 Zwar haben auch CDAler im DGB deutliche Vorbehalte gegen Fink, der Olper DGB–Chef und Christdemokrat Karl–Heinz Vorbrücken vermißt bei ihm klassische Ar beitnehmerattribute, für ihn repräsentiert Fink „eher den Angestellten 2000“, doch gilt es inzwischen so gut wie sicher, daß der von der CDA–Arbeitsgemeinschaft im DGB nominierte Wunschkandidat Hanshorst Viehof zugunsten von Fink seine für Hamburg angekündigte Kandidatur zurückziehen wird. Viehof zur taz: „Ich werde meinen Freunden ein Gespräch mit Ulf Fink vorschlagen und gehe davon aus, daß ich auch in Hamburg, wie schon gestern in Königswinter, Ulf Fink nicht im Wege stehen muß“. Viehof, früher Abteilungsleiter im Arbeitsministerium, war aus Protest gegen die Verschärfung des Streikparagraphen 116 auf eigenen Wunsch von Arbeitsminister Blüm entlassen worden. Seine Kandidatur diente dem fortschrittlichen CDA–Flügel vor allem dazu, nach dem geschickt lancierten Anspruch von Soenius, einen akzeptableren Kandidaten zum offenen Kampf zu ermuntern. Zumindestens das scheint gelungen.
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