: Seltsame Maklermethoden
Weitere Vorwürfe gegen Norde GmbH: Trotz Courtage, Kaution und Vorauszahlung bleiben Mieter monatelang wohnungslos ■ Von Heike Haarhoff
Schlössen sich alle Wohnungssuchenden zusammen, die auf die Methoden des Altbau-Moguls Henning Conle und der von ihm beauftragten Hamburger Maklerfirma „Norde Immobilien GmbH“ hereingefallen sind – dem Club der „Conle/Norde-Miet-Geschädigten“ dürfte es an aktiven Mitgliedern nicht mangeln. Das jedenfalls glaubt Sylvia Sonnemann, Juristin bei „Mieter helfen Mietern“. Auf ihrem Schreibtisch stapeln sich die Beschwerden gegen die geschäftstüchtigen Herren:
Diese hätten in mehreren Fällen Mietverträge geschlossen oder in Aussicht gestellt sowie Kaution, Courtage und die erste Miete kassiert. Doch der Einzug in die Wohnung zum vereinbarten Termin sei den MieterInnen sodann – unter fadenscheiniger Begründung – versagt geblieben.
Nach Anuschka K., die wochenlang vertröstet wurde, bis sie endlich ihre Wohnung in der Grovestraße 17 beziehen konnte (taz berichtete), hat jetzt Werner M. (Name geändert) ein ähnliches Schicksal ereilt: Seinen Mietvertrag für eine Conle-Wohnung in der Kegelhofstraße 10 hat er schon im Juni unterschrieben, wirksam zum 1. Juli. Satte 5470 Mark für Courtage, Kaution und die erste Monatsmiete entrichtete er umgehend an die Norde GmbH. Einziehen aber konnte er bis heute nicht: Die Wohnung könne nicht übergeben werden, weil der Vormieter den Teppich nicht gereinigt habe, hieß es zur Begründung. Das Geld aber behielt der Makler ein. Erst auf die Klage-Androhung von Mieter helfen Mietern versprachen die Norde-Mitarbeiter jetzt knurrig, die Wohnung sei in der nächsten Woche bezugsfertig.
Werner M. kann von Glück sagen, daß er seine alte Wohnung in weiser Voraussicht noch nicht gekündigt hat. Sonst stünden er und seine Familie seit Monatsanfang auf der Straße. Die Norde GmbH weist alle Schuld von sich: „Das sind Unwägbarkeiten, die sich eben ergeben im Leben“, schnaubt Mitarbeiter Schulze. Eigentümer Henning Conle habe im übrigen den Mietvertrag noch gar nicht gegengezeichnet, von Vertragsabschluß könne gar keine Rede sein. „Eine Mieter-Nummer, die bereits an Werner M. vergeben wurde, beweist, daß zumindest ein Mietvorvertrag zustande gekommen ist“, entgegnet Sylvia Sonnemann.
Auch das Argument der Makler, „als bloße Vermittler“ seien ihnen doch die Hände gebunden, und zuständig für Beschwerden sei der Wohnungseigentümer, hält Sonnemann für einen Trick: Von Christine S. und Cora H., die sich für eine Wohnung in der Bernstorffstraße 24 interessiert hatten, kassierte die Norde GmbH am 9. Juli 1840 Mark Courtage ab. Und zwar nur für das Versprechen, die beiden Frauen als Mieterinnen vorzuschlagen („Vereinbarung eines Anwartschafts- und Vorschlagsrecht“). Der Mietvertrag aber, geschweige denn ein Kontakt zum Wohnungseigentümer, berichtet Christine S., kam bis heute nicht zustande. Trotz mehrfacher Rückzahlungsaufforderung liegt das Geld immer noch auf dem Konto des Maklers, der sich über die Zinsen freut.
Rechtswidrig, befindet Sylvia Sonnemann. Courtage dürfe nach dem Wohnungsermittlungsgesetz erst bei erfolgreichem Mietvertragsabschluß kassiert werden. Christine S. und Cora H. wollen jetzt die Norde GmbH beim bezirklichen Wirtschafts- und Ordnungsamt anzeigen.
Einem „Club der Geschädigten“ dürfte es an Mitgliedern nicht mangeln. Und an Gesprächsstoff auch nicht.
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