piwik no script img

Selbstmord zu Neujahr

■ Haftanstalt Tegel: Selbstmordgefährdeter Mann verblutete unbemerkt

Tegel. Ein 35jähriger Untersuchungshäftling hat sich in der Justizvollzugsanstalt Berlin-Tegel am Vormittag des begonnenen Jahres das Leben genommen. Der Häftling Ronald G. wurde in der Toilette eines Gemeinschaftsraumes der Psychiatrisch-Neurologischen Abteilung der Tegler Haftanstalt von einem Krankenpfleger tot aufgefunden. Der Gefangene befand sich wegen Verdachts des sexuellen Mißbrauchs einer Minderjährigen seit dem sechsten Dezember 1991 in Untersuchungshaft.

Aufgrund psychischer Auffälligkeiten und drohender Suizidgefahr war der Mann Mitte Dezember vergangenen Jahres in die Neurologische Abteilung des Gefängnisses verlegt worden. Bisherigen Ermittlungen zufolge hatte sich der Häftling tötliche Schnittverletzungen in der rechten Ellenbogenbeuge zugefügt. Über nähere Einzelheiten des Verlaufs der Selbstötung sowie der verwendeten Tatwaffe konnte von Seiten der Justizvollzugsanstalt noch nicht berichtet werden. Auf Nachfrage hieß es, die Kriminalpolizei ermittele noch.

Nach Angaben von Justizsprecherin Uta Fölster hatte sich das »Allgemeinverhalten« des Gefangenen nach der Überweisung von der Moabiater Untersuchungshaftanstalt in die Psychatrisch-Neurologische Abteilung erkennbar stabilisiert, so daß sich die Gefahr eines Selbstmordes entschieden verringert hätte. Der Gefangene, der in einer Doppelzelle untergebracht war, habe keiner ständigen Überwachung unterstanden.

Im ersten Halbjahr des vergangenen Jahres kam es zu insgesamt dreizehn Todesfällen. Dabei handelt es sich um Gefangene, die innerhalb wie auch außerhalb der Strafvollzugsanstalt gestorben waren. Zwei Gefangene hatten sich im Knast das Leben genommen. Vier Häftlinge starben an den Folgen von übermäßigem Drogenkonsum und sieben eines natürlichen Todes.

Zahlen für das zweite Halbjahr waren von der Justizverwaltung nicht erhältlich.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen