Kommentar: Selbstherrliche Politik
■ IG Metall bekommt die Quittung
Die IG-Metall hat bei den STN-Betriebsratswahlen eine herbe Schlappe erlitten. Dabei sind zwei Entwicklungen bemerkenswert. Die Belegschaft hat offensichtlich nur der Metall-Gewerkschaft den Abbau von 460 Stellen angekreidet, obwohl im Betriebsrat auch die DAG vertreten war. Die IG-Metall hat dabei den Fehler begangen, mit ihrer absoluten Mehrheit die DAG zu stark auszugrenzen. Vor allem in der Bremer Zentrale haben die Metaller immer wieder ihre Positionen mit ihrer Stimmgewalt durchgedrückt und dann hinter verschlossenen Türen mit dem Arbeitgeber über das Schicksal der Angestellten verhandelt. Für diese selbstherrliche Politik hat die IG-Metall jetzt die Quittung bekommen. Ein weiterer Grund für ihr schlechtes Abschneiden dürften Spätfolgen des Vulkan-Desasters sein. Es war die erste Betriebsratswahl nach dem Konkurs.
Bemerkenswert ist auch das Abschneiden der „Unabhängigen“. Sie haben aus dem Stand mehr als 15 Prozent der Stimmen erreicht. Ein deutliches Signal dafür, daß sich viele ArbeitnehmerInnen von den Gewerkschaften verschaukelt fühlten. Im Gegensatz zu Eduscho, wo nach Massenentlassungen zwei Gewerkschaften gemeinsam einen unfähigen und unabhängigen Betriebsrat aus dem Amt gejagt haben, haben sich bei STN zwei Gewerkschaften gegenseitig auf den Füßen gestanden. Da die IG-Metall die größeren Latschen hatte, hat sie auch die größere Quittung bekommen. Jens Tittmann
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