: Sekten-Gegnerin wehrt sich
■ Vorwurf: Scientology will Kritiker mundtot machen / Sekte: "Rufmord"
will Kritiker mundtot machen / Sekte: »Rufmord«
„Hast du jemanden ermordet? Hast du je mit einem Mitglied einer andersfarbigen Rasse geschlafen? Bist du je Zeitungsreporter gewesen?“ Drei von 94 Fragen aus einem Test namens „Johannesburg- Confessional-Liste“. Unter dem Fragebogen der Zusatz: „Angenommen als offizielle Kirchen-Richtlinie von der Church of Scientology International“. Dazu gestern in Hamburg Renate Hartwig, die Vorsitzende der Scientology-Kritiker Robin Direkt: „Ein Druckmittel gegen Scientologen, die Kritik äußern oder sich internen Befehlen verweigert haben“.
Nach Ansicht der Sekten-Gegnerin ist dies nur eine Methode, mit der Scientologen versuchen, ihre Kritiker mundtot zu machen. Im Rahmen einer Pressekonferenz des SPD-Landesverbandes kündigte Hartwig an, daß sie sich „mit allen juristischen Mitteln der neuesten Kampagne gegen ihre Person erwehren wolle“. Die Scientology- Kirche Hamburg, namentlich ihre hiesige Pressesprecherin Sabine Titzel, erstellte jetzt ein siebenseitiges Papier: „Renate Hartwig - Portrait einer Rufmörderin“ (liegt der taz vor).
Darin wird Hartwig „Skrupellosigkeit bei ihren infamen Lügen gegen die Kirche“ vorgeworfen. Auch heißt es: „Ein 'professioneller Scientology-Gegner‘ beachtet grundsätzlich die Regeln der Presse- und grundgesetzlich garantierten Meinungsfreiheit, um sie kunstvoll zu pervertieren“.
„Man benötigt Nerven und gute Anwälte, um sich der Sekte zu erwehren“, erklärte Hartwig dazu. Auch zahlreiche Verlage und Journalisten, so bemerkte sie, hätten diese Erfahrung gemacht, nachdem sie über Scientology berichtet hätten. Dagegen hielt die Vorsitzende von Robin Direkt, daß sie bislang alle Prozesse gegen die weltweit operierende Kirche gewonnen habe. „Anwälte der Sekte versuchen mich bei der Presse anzuschwärzen, indem sie erklären, ich sei wegen Verleumdung vorbestraft“, erzählte Hartwig. Als Gegenbeweis präsentierte sie den Hamburger Journalisten ihr polizeiliches Führungszeugnis.
„Auch bei mir rufen ständig Geschädigte an“, berichtete die SPD- Politikerin Ursula Caberta. Die Bürgerschafsabgeordnete gab jüngst ihr Mandat auf, weil sie vom Senat zur Vorsitzenden einer neuzugründenen Arbeitsgruppe „Scientology“ berufen wurde. Diese soll, angesiedelt bei der Behörde für Inneres, bis zum Juni einen Bericht über die Arbeitsweise der Sekte erstellen. In rund drei Wochen, so Caberta gestern, werde sie ihre Arbeit offiziel aufnehmen. Clara Odenthal
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