: Seit zwei Jahren mobile Hilfe
■ Positive Bilanz der Gesundheitsbehörde für Methadonbus
„Man kann Dinge für Drogenabhängige etablieren ohne große Publikation in der Öffentlichkeit“, so begründete Gerd Schöfer von der Gesundheitsbehörde den Erfolg des Methadonbusses. Denn anders als bei festen Plätzen ist der Methadonbus seit zwei Jahren in Bremen unterwegs und schafft damit keine feste Anlaufstation für Abhängige, über die sich die AnwohnerInnen beschweren könnten. Trotzdem lindert er die Not der Junkies: Von den 725 Subsitutionsberechtigten in Bremen nehmen bis zu 400 den „Wochenendbus“ in Anspruch. In diesem Bus wird an Wochenenden und Feiertagen Methadon bzw. Polamidon von Ärzten an Substituierte vergeben.
Betrieben wird die mobile Praxis vom Deutschen Roten Kreuz, der Gesundheitsbehörde und der Kassenärztlichen Vereinigung. „Wir fühlen uns ermutigt, das weiterzuführen“, sagte Gesundheits-Staatsrat Hans-Christoph Hoppensack . Der Bus kostet 55.000 DM im Jahr, dafür gibt es erfolgreiche Bilanzen: Substituierte, die ein Jahr in Behandlung sind und dazu ein halbes Jahr „beigebrauchsfrei“ leben, haben alle Wohnraum und zu 60% Arbeit. Bei 75 Prozent verbessert sich die körperliche und psychiche Gesundheit durch die regelmäßige Methadonbehandlung deutlich.
Eingerichtet wurde der Bus auch wegen massiver Problemen mit AnwohnerInnen in der Horner Straße: Denn der Wochenenddienst wurde vorher beim Gesundheitsamt abgewickelt. Dort entstand ein Umschlagplatz für andere Drogen. Junkies, die „Szenekontakt“ vermeiden wollten, hatten dazu kaum Gelegenheit.
Um die Substitution von der Krankenkasse finanzieren zu lassen, reicht die Heroinsucht allein nicht als Indikationsgrund. Die Richtlinien sehen die Kostenübernahme durch die Krankenkasse erst vor, wenn psychische oder körperliche Erkrankungen, allgemeine Verelendung oder Schwangerschaft vorliegen. Wenn dies bei den Substituierten nicht mehr der Fall ist, übernimmt die Sozialbehörde die Kosten. spix
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