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Sehr schwierige Kommunikation

■ Warum eine Eppendorfer Pensionswirtin keine Ausländer will

Hamburgs Ruf als liberale und aufgeschlossene Weltstadt ist den HanseatInnen lieb, teuer und ein Wirtschaftsfaktor. Was allerdings auswärtige Besucher mit einem Hamburger Hotel erleben können, spricht weniger für Weltoffenheit.

So werden Anrufer, die sich bei der Pension B. am Eppendorfer Baum nach freien Zimmern erkundigen, erst einmal mit einer mißtrauischen Frage auf Herz und Nieren geprüft. „Sind es Deutsche?“ will die Stimme am anderen Ende der Leitung wissen. Die Auskunft, es handele sich um französische Gäste, wird mit dem Knacken des aufgelegten Hörers beantwortet.

Auch ein zweiter Versuch rettet den Ruf des Hotels nicht. Zunächst hat es durchaus den Anschein, als ob noch Zimmer zu vergeben wären, aber für Afrikaner wird der Wohnraum dann doch plötzlich sehr knapp. Dafür verweist die hilfsbereite Hoteliersfrau auf eine andere Unterkunft, in der bestimmt noch Platz sei.

Dritter Anruf. Diesmal handelt es sich um Besucher aus der Türkei, die in der hansestädtischen Metropole Aufenthalt zu nehmen wünschen. Allerdings nicht in Pension B. - da hilft auch der Hinweis nicht, daß die deutsche Gastgeberin bei Sprachproblemen jederzeit gerne vermitteln würde. „Wir sind leider belegt. Aber versuchen Sie es doch mal bei...“

Ob die Hotelbesitzerin vielleicht etwas gegen Ausländer habe? Natürlich nicht. „Aber sehen Sie, ich muß mich ja mit den Leuten verständigen können. Und wenn das dann irgendwelche Schwarzen sind, die aus dem Busch oder sonstwoher kommen und kein Deutsch sprechen, wie soll ich mich mit denen unterhalten?“ Ach so.

„Ein solches Verhalten ist ein Unding“, findet Reiner Büchtmann von der Tourismus-Zentrale Hamburg und damit zuständig für die „Förderung des nationalen und internationalen Ansehens Hamburgs als Touristikziel“. Aber Gastfreundschaft gehört eben zu den Dingen, die man nicht verordnen kann. Man hat sie, oder man hat sie nicht. Ute Schmölz

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