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Sehr geehrter Herr Momper,

In den Koalitionsvereinbarungen vom 13.3.89 hieß es noch: „Für die Berliner Kindertagesstätten haben der Platzausbau, die Verbesserung der dortigen Arbeitsbedingungen und die Steierung der pädagogischen Qualität des Erziehungsangebotes Priorität.“

Das ist nun ein Jahr her. Seit November rollen die deutsch -deutschen Ereignisse wie eine Dampfwalze über alle Versprechen und guten Ansätze rot-grüner Politik hinweg. Auf der Strecke bleiben abermals die Interessen derer, die einmal diesen Staat bilden werden.

In der heutigen Zeit ist es wichtiger denn je, für die Kinder eine gute Betreuung zu sichern. Neben dem Elternhaus üben die Kitas den wichtigsten Einfluß auf die seelische Frühentwicklung unserer Kinder aus. Darüber hinaus sind sie eine unentbehrliche Grundlage für die Gleichberechtigung der Frauen. Wer aber wird künftig noch in den Kitas arbeiten wollen unter diesen Bedingungen? Und welche Qualität wird diese Arbeit haben können? (Haben Sie schon mal auf 15 Kleinkinder achtgeben müssen, und das tagtäglich, acht Stunden lang?)

Wenn es Ihnen wirklich ernst ist mit sozialer Politik, die nicht nur den Augenblick im Auge hat, sondern in die Zukunft weist, warum schließen Sie keinen Tarifvertrag ab?

Herr Momper, Sie haben sich nun genug profiliert. Es stünde Ihnen gut an, in dieser Frage eine Vorreiterrolle zu übernehmen. Und für unsere „Brüder und Schwestern im anderen Teil Deutschlands“ wäre dies ein positives Zeichen: Wahlversprechen dürfen nicht nur leere Worte sein. Wir Eltern und viele andere Leute jedenfalls haben genug von neun Wochen Streik. Wir sind wütend, enttäuscht und haben kein Verständnis für Ihre starre Haltung.

i.A. Claudia Maria Franck Dieser Brief wurde von etwa

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