■ QUERBEET: Seele suchen
Sie ist wenig erfolgversprechend und wird doch immer wieder von besessen spielenden Forschern betrieben, ohne dass sie ihrem Ziel auch nur ein Quäntchen näher kämen: die Suche nach dem Sitz der Seele, die auch Professor Schaumburg in Aris Fioretos' Roman Die Seelensucherin betreibt. Wofür sich der Wissenschaftler darin begeistert? Für den angeblich körperlosen Patienten Leo Tager natürlich. Irgendwo zwischen Realität und Imagination changiert der Roman des Autors, der jetzt im Hamburger Literaturhaus liest und der das Schicksal des Professors mit dem der Vera Grund verknüpft: Ihren verschollenen Vater beschließt die Berlinerin 1924 im winterlichen Schweden zu suchen. Wieviel wissenschaftliche Denkmodelle mit der Wirklichkeit zu tun haben, fragt der Roman, und ob das, was Realität genannt wird, nicht reines Konstrukt unseres Denkens ist – und ob die Seele sich, chamäleongleich, nicht immer dann wandelt, wenn sich der beflissene Psychologe ihr zu nähern glaubt. Mit dem Autor, der 1960 als Sohn griechisch- österreichischer Eltern im schwedischen Göteborg geboren wurde und Hölderlin und Nabokow ins Schwedische übersetzte, spricht Durs Grünbein.
Lesung 18. 5., 20 Uhr, Literaturhaus
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