piwik no script img

Seefunk vor dem Aus

■ Satelliten-Technik macht Küstenfunk-Stationen das Überleben schwer

Hamburg/Norddeich Bei Schiffsunglücken stehen sie immer wieder im Mittelpunkt – die Küstenfunkstationen in aller Welt. Sie empfangen Notrufe, leiten Rettungsaktionen ein und sind oft die letzte Hoffnung für Menschen in Not. Stavanger Radio in Norwegen sorgte vor Wochen für Schlagzeilen beim „Achille Lauro“-Unglück, in Deutschland ist Norddeich Radio die bekannteste Küstenfunk-Betriebszentrale. Doch mit den Veränderungen in der weltweiten Seefahrt droht den Funkstellen das langsame Aus. Satelliten-Telefone machen Funkverbindungen auf Kurzwellen zunehmend überflüssig. Und trotzdem: Zu Weihnachten und zur Jahreswende haben die Stationen Hochkonjunktur.

Seefunk wird immer mehr zur Nostalgie. Allein Norddeich Radio zählte zu Glanzzeiten 260 Mitarbeiter – ihre Zahl ist inzwischen auf 175 gesunken und wird noch weiter zurückgehen. Abschiedsstimmung bei Kiel Radio: Dort wird am 31. Dezember ganz dichtgemacht. Die verbliebenen Aufgaben übernimmt Rügen Radio. Weiter in Betrieb bleibt dagegen Elbe-Weser Radio, zuständig hauptsächlich für den Funkbetrieb im Nahbereich.

Die Gründe liegen auf der Hand: Immer mehr Schiffe sind mit Satelliten-Telefon ausgestattet und garantieren damit störungsfreie Verbindungen wie an Land. Aber auch die Zahl der Seeleute ist weltweit immer weiter geschrumpft. Indenbirken: „Früher zählte ein großer Frachter noch 40 bis 45 Mann Besatzung, heute sind es gerade noch etwa 15.“ Auch im Bereich der Sicherheitsaufgaben löst moderne Satellitentechnik weltweit den herkömmlichen Funkbetrieb ab. „Kein Wunder, daß kaum noch jemand das Morsealphabet lernt“, meint Betriebsleiter Indenbirken. „Das moderne Seenot-Rettungssystem kommt Morsekenntnissen aus.“

Wolfgang Duveneck, dpa

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen