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Sechs Jahre für Antes gefordert

Berlin (dpa) - Im Verfahren gegen den ehemaligen Charlottenburger CDU–Baustadtrat Wolfgang Antes hat die Staatsanwaltschaft am Mittwoch sechs Jahre Haft gefordert. Die Anklagevertretung warf ihm vor, sich in vier Fällen der Bestechlichkeit sowie der Vorteilsannahme schuldig gemacht zu haben. Oberstaatsanwalt Nagel bezeichnete Antes in seinem Plädoyer als „Zentralfigur der Bauskandale“, dessen Name als Synonym für bestechliche Amtsträger in die Justizgeschichte eingehen werde. Antes Geständnis verdiene jedoch Respekt, zumal damit ein erheblicher Gesichtsverlust verbunden sei. Antes hatte eine Bestechungssumme von 300.000 DM eingestanden. Die Staatsanwaltschaft war von einer halben Million Mark ausgegangen, akzeptierte aber, daß Antes den „kleinsten juristischen Nenner“ gewählt habe. Staatsanwalt Fätkinhäuer verzichtete angesichts des Geständnisses auf eine weitere Beweisaufnahme. Er legte Antes, der am Donnerstag voraussichtlich als Zeuge im Prozeß gegen den ehemaligen Wilmersdorfer CDU–Baustadtrat Jörg Herrmann aussagen soll, nahe, an der Aufklärung weiterer Fälle mitzuwirken. Dringend geboten sei, so Fätkinhäuer, neben der juristischen auch die politische Aufarbeitung der Verhältnisse - so etwa im Bereich Bausubvention. Antes–Verteidiger Manfred Studier beantragte am Nachmittag eine „Freiheitsstrafe im Rahmen von vier Jahren“ und die Aufhebung des Haftbefehls. Studier würdigte das überraschende Geständnis von Antes als dessen „Beitrag zur Rechtspflege“. Antes habe sich „zweifellos der Bestechlichkeit schuldig“ gemacht, aber er habe „niemals pflichtwidrig gehandelt“.

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