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Archiv-Artikel

Schwulsein ist kein Bekenntnis

betr.: „Was macht eigentlich Klaus Wowereit?“, taz vom 25. 4. 03

In Ihrem Artikel über den 1. Mai und den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit bezeichnen Sie diesen als „bekennenden Schwulen“. Dieses Vokabular trifft die Sache ganz und gar nicht. Richtig ist: Wowereit ist schwul. Das hat er vor seiner Wahl zum Regierenden öffentlich klar gestellt, um eine Schmutzkampagne zu vermeiden. Dass dies notwendig war, zeigt, dass Teile unserer Gesellschaft (und leider auch der Presse) ein gestörtes Verhältnis zur Homosexualität haben – nicht jedoch Wowereit. Letzteres wird aber mit der Formulierung vom „bekennenden Schwulen“ suggeriert. Mehr noch: Sie suggerieren, dass Wowereit bei seinen Amtsgeschäften seinen persönlichen Vorlieben den Vorzug gibt vor den Interessen der Stadt – mit dem Ziel, „Problemen aus dem Weg zu gehen“. Das ist unerträglich, weil es unsachlich ist und unter die Gürtellinie zielt. Kein Journalist käme auf die Idee, einen Politiker, der über Frau und Kinder spricht, als „bekennenden Ehemann“ oder „bekennenden Vater“ zu bezeichnen. Auch Homosexualität ist kein „Bekenntnis“. ALEXANDER ZINN, Landessprecher Lesben- und Schwulenverband in Deutschland, Berlin