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Schwuler Theologe ausgeschlossen"Mit tiefem Schmerz"

Nach seinem Coming-Out ist der schwule Theologe David Berger von der Lehrtätigkeit ausgeschlossen worden. Bergers "Wandel" kommentierte man "mit tiefem Schmerz".

Berger hatte der katholischen Kirche eine "heuchlerische, bigotte" Haltung zur Homosexualität vorgeworfen. Bild: photocase/aussi97

FRANKFURT/MAIN epd | Nach einem Bekenntnis zur Homosexualität ist der Theologe David Berger aus der Päpstlichen Akademie des heiligen Thomas von Aquin in Rom ausgeschlossen worden. Die Einstellungen Bergers zu "einigen Punkten der kirchlichen Lehre" ließen eine weitere Lehrtätigkeit nicht mehr zu, heißt es laut Frankfurter Rundschau im Entlassungsschreiben. "Mit tiefem Schmerz" und Entsetzen hätten die Dozenten Bergers Wandel vernommen, schreibe Akademiepräsident Lluis Clavell, der dem Führungskreis des erzkonservativen Opus Dei angehört.

Berger hatte sich Ende April in der Frankfurter Rundschau geoutet. Er warf der katholischen Kirche eine "heuchlerische, bigotte" Haltung zur Homosexualität vor und beklagte die "sektenhafte Zunahme homophober Tendenzen im Katholizismus". Berger forderte zugleich eine Neubewertung der Homosexualität. Seine Ämter als Herausgeber und Chefredakteur der konservativ-katholischen Zeitschrift "Theologisches" legte der 42-Jährige dem Zeitungsbericht zufolge nieder.

Berger kritisierte, die dem Vatikan angegliederte Thomas-Akademie stütze sich für seinen Ausschluss lediglich auf die von ihm vertretenen Positionen und auf das öffentliche Bekenntnis zu einer homosexuellen Veranlagung. Für eine moralische und rechtliche Bewertung sei es nach kirchlicher Lehre dagegen einzig entscheidend, ob ein Homosexueller seine Veranlagung auslebe, sagte Berger der Frankfurter Rundschau. Nach einer etwaigen homosexuellen Praxis hätten sich weder Clavell noch ein anderer Offizieller der Thomas-Akademie bei ihm erkundigt.

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5 Kommentare

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  • F
    Flo

    Richtig, ich verstehe als Homosexueller gar nicht wie man seine eigene Situation nicht als Grundlage für einen Kampf gegen Diskrimierung, für eine queere Identität nimmt sonder sich diesen klerikalen Extremisten auch noch anbiedern will. Das zeugt entweder von riesiger Dummheit - oder wie gesagt purem Masochismus.

  • B
    bempo

    Unabhängig davon wie ich zur Kirche stehe (bin kein Christ o.ä. institutionierter Gläubiger, habe auch nichts gegen Schwule), aber ein Schwuler in der katholischen Kirche ist ja wie ein Alkoholiker als moslemischer Imam. Entweder man nimmt das Ganze ernst oder lehnt es ab. Lächerlicher Artikel... Ein katholischer Schwuler ist schliesslich genauso aberwitzig wie schwuler Katholik, oder? Es sei denn, man ist auch noch Masochist

  • T
    Toby

    Wenn dieser Mann darauf beharrt, sein Ausschluß sei rechtswidrig, weil er seine Homosexualität ja nicht ausgelebt habe, dann ist er in einer sehr traurigen Position und hat vielleicht noch nicht begfriffen, wie menschenfeindlich die Truppe wirklich ist, der er sich verpflichtet fühlt.

  • GS
    Gottlose Schnecke

    So sehr ich es auch begrüsse daß in der TAZ die Gefahr durch religiöse Moral thematisiert wird, so sehr ist es hochgradig heikel daß diese Ewig Gestrigen dadurch, wenn auch nicht unkommentiert, eine Plattform für ihren kleingeistgen Müll erhalten. Die Verbrechen der Religionsanhänger zu berichten sollte genügen.

  • H
    Hoast