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Schwuler Film?

■ Heute: „No One Sleeps“ im Abaton

Zwischen verstiegener Zahlenspielerei und ärgsten Antisemitismen finden sich ohne langes Suchen – nicht nur im Parademedium Internet und auch nicht erst im Zuge der pre-millenium tension – auch Verschwörungsthesen zur menschlichen Urheberschaft des HI-Virus, dessen Auftauchen kein Naturereignis sei, auch keine Geißel einer höheren Instanz, sondern Nebeneffekt der Biowaffen-Entwicklung.

Vor entsprechenden Thesen des Ostberliner Biologen Jakob Segal spielt No One Sleeps, der zweite Spielfilm des (Exil-)Hamburger Regisseurs Jochen Hick (Sex/Life in L.A.): Der deutsche Medizinstudent Stefan Hein (Tom Wlaschiha) will die Segalschen Thesen in San Francisco bestätigen. Er sucht Beweise für HIV-Experimente, die mit Häftlingen durchgeführt worden sein sollen. Da sorgt eine Mordserie für Aufsehen in der queer community, deren Opfer allesamt AIDS-Patienten waren – die Beseitigung von damaligen Beteiligten? Und welche Rolle spielt der mysteriös-faszinierende Jeffrey (Jim Thalmann)?

Überlagert wird diese Kriminalhandlung von einer anstehenden Turandot-Aufführung, der „schwulsten Oper von allen“: die Geschichte der Prinzessin, die töten lässt, wer sie begehrt, um damit umso mehr Begierde auf sich zu ziehen...

No One Sleeps, in wenigen Wochen beinahe ausschließlich an Originalschauplätzen in San Francisco entstanden, ist ein überraschender, ausgesprochen gelungener Film mit guter Besetzung, der einer Einordnung in „Schwuler Film“-Reservate wie auch der Inschutznahme durch die Rahmenbedingungen – verschwindendes Budget und derlei – keinesfalls bedarf.

Alexander Diehl

heute, 20 Uhr, Abaton in Anwesenheit des Regisseurs

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