■ Kommentar: Schwerpunkt Film
Wenn von Zukunft die Rede ist, wird gerne das Hohelied der Dienstleistungsmetropole gesungen. Dabei läge doch nichts näher, als zunächst in vorhandene Strukturen zu investieren. Etwa in die Filmbranche, die mit Babelsberg eine bekannten und renommierten Produktionsstandort vor den Toren der Stadt hat. So richtig es war, vor zwei Jahren das länderübergreifende Filmboard ins Leben zu rufen, so schwer tun sich die Verantwortlichen in der Politik damit, das Kind auf die Beine zu heben. 40 Millionen Mark pro Jahr war der GmbH einst versprochen worden, doch wurde diese – gemessen an Filmproduktionen anderer Länder geradezu läppische – Summe bislang nicht einmal annähernd eingelöst. Nun weiß mittlerweile jedes Kind, daß daran die miserable Haushaltslage in Berlin und Brandenburg ihren gehörigen Anteil hat. Die Frage aber ist: Warum werden einerseits in Berlin gleich drei Opernhäuser mit geradezu astronomischen Summen bedacht, während der Film sträflich vernachlässigt wird. In Nordrhein-Westfalen oder Bayern zeigt man sich großzügiger, weil die Film- und Fernsehwirtschaft nicht nur der Imagewerbung dient, sondern ganz profan eine Vielzahl von Arbeitsplätzen bietet und sichert. Im Herbst will der Senat den Haushalt für das kommende Jahr beraten. Trotz des Defizits von fast elf Milliarden Mark wird er dabei nicht nur kürzen, sondern auch Schwerpunkte setzen wollen. Wie kürzlich mit der Zustimmung zum weiteren Ausbau der Messehallen – warum also nicht diesmal zum Vorteil der Filmbranche? Severin Weiland
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